Wenn du deinen Vortrag probst, sprichst du sicherer
Sicher gibt es Menschen, die ohne Training einen Marathon laufen. Sportschuhe an – und los … Für meine Ohren klingt das jedoch ziemlich anstrengend und schweißtreibend.
Irgendwie machen - oder richtig gut vorbereitet reden?
Und es gibt auch Menschen, die nur so halb vorbereitet vor ihre Zuhörer:innen treten bei ihrer Präsentation. Ich schreibe ‚so halb‘, weil der Vortrag ja meist schon liebevoll ausgearbeitet wurde. Oder die Rede wurde sorgfältig auf einem Stichwortzettel notiert. Doch danach herrscht das Motto vor: ‚Das mach ich dann schon irgendwie …‘
Kennst du das auch? Fühlst du dich unsicher vor einem Vortrag, weil zwischen dem finalen Abspeichern deiner PowerPoint-Folien und dem sprichwörtlichen ‚Losrennen‘ an Tag X nicht viel mehr passiert als Verdrängen und Verschieben?
Eine unbekannte Redesituation löst oft große Unsicherheit aus.
Vielen Menschen geht das so: Öffentlich vor anderen zu sprechen ist oft mit großer Unsicherheit verbunden. Tagelang vorher kreist das Bewusstsein um den Auftritt, schon allein beim Gedanken ans Sprechen kommt das Herzklopfen und die Hände werden schwitzig.
Da ist es sehr verständlich, wenn mit Vogel-Strauß-Taktik reagiert wird: Kopf in den Sand stecken. Doch die Angst vor dem Sprechen wird leider nicht kleiner, wenn du versuchst, sie zu ignorieren und wenn du dich nicht konstruktiv mit der Redesituation beschäftigst. Dein Vortrag ist dann nicht so gut, wie er sein könnte. Das ist schade.
Was also tun bei großer Unsicherheit vor dem Reden? Denn schließlich möchtest du ja souverän und gelassen vortragen und das Publikum in deinen Bann ziehen …
Probe deinen Vortrag, um sicherer zu sprechen.
Wenn du sicherer vor Leuten sprechen möchtest, gibt es ein sehr wirksames Mittel: Du probst deinen Vortrag vorab, im geschützten Rahmen.
Leider wird dieser wichtige Zwischenschritt nach dem Klick auf "Speichern" der PowerPoint-Folien und dem Raustreten vors Publikum oft übersprungen: das Proben. Deswegen schlagen Unsicherheit und Lampenfieber vor dem Auftritt verstärkt zu.
Das soll dir nicht passieren.
Was dir eine Probe vor deinem Vortrag bringt
Deswegen erzähle ich dir, was dir eine Probe vor deinem Vortrag bringt und wie sie beeinflusst, dass du richtig gut reden und präsentieren kannst. Denn: Nicht nur für Schauspieler:innen am Theater sind Proben sinnvoll; auch in jeder Rede-Situation sind sie sehr nützlich.
Ob deine Bühne ein Meetingraum ist oder ein Podium bei einer Konferenz: Wie sicher du vor Leuten sprichst, hängt entscheidend davon ab, wie gut du die Situation einschätzen kannst und wie souverän du dich in ihr bewegst.
Am Theater gilt: Es wird geprobt, damit die Vorstellung gut läuft.
Machen wir einen kurzen Exkurs zum Theater. Aus meiner Erfahrung als Theater-Regisseurin kann ich dir versichern: Am Theater ist alles, was auf der Bühne passiert, geprobt. Natürlich geschieht während einer Vorstellung auch manchmal etwas Unvorhergesehenes, weil alles einfach live abläuft.
Aber in aller Regel sitzen jeder Auftritt, jeder Abgang und jedes Wort dazwischen. Das führt zu einer großen Sicherheit in den Abläufen und zu einer hohen Professionalität des Gezeigten. Die Proben stellen sicher, dass die Vorstellung später gut laufen kann.
Vortrags-Proben sorgen für mehr Sicherheit & Freiheit
Ich bin überzeugt, dass Proben auch für die Rede-Rhetorik von besonderer Bedeutung und Wirksamkeit sind. Das bedeutet weder, dass jedes kleinste Detail durchgegangen werden muss, noch dass du dich dadurch besonders festlegst.
Mit einer Probe kannst du jedoch für deine Redesituation zwei wichtige Dinge gewinnen.
1. Du wirst sicherer, wenn du deinen Vortrag übst.
Du gewinnst Sicherheit, wenn du deinen Vortrag probst. Du weißt, wann du was sagst, wie die Übergänge zwischen den einzelnen Passagen sind und wann du die Zeit hast, um das Publikum anzusehen und zu atmen.
Nur durch eine Probe kannst du wirklich austesten, wie lange deine Rede wirklich dauert. Nur nach einer Probe kannst du die Entscheidung treffen, welche Redeteile du noch einmal nachschleifen musst und was raus kann, weil es zu langatmig ist. Durch diesen wichtigen, ganz praktischen Vorbereitungsprozess wirst du immer sicherer.
2. Du wirst freier, um spontan zu reagieren, wenn du deinen Vortrag probst.
Du gewinnst die Freiheit, um offen auf das zu reagieren, was gerade da ist. Nur wenn du beim Standard-Tanzen die grundlegenden Schritte kennst, kannst du improvisieren. Nur wenn du schon mal eine Tomatensauce gekocht hast, kannst du sie mal variieren. Und nur wenn du deine Rede wirklich gut kennst, inhaltlich und vom körperlichen Ablauf her, kannst du auch all die anderen Facetten frei wahrnehmen und variieren. Du kannst besser auf das Publikum eingehen, mehr in Kontakt kommen – und dich in der Redesituation wirklich zeigen.
Übe deine Rede mit einem Test-Publikum
Bei der Probe deiner Rede musst du nicht allein im Raum sein. Im Idealfall arbeitest du nämlich mit einem „Test-Publikum“, mit dem du direkt kommunizieren kannst. Das Tolle an einer Probe sind nämlich dann die Rückmeldungen, die du bekommst und einarbeiten kannst.
Du kannst etwa eine gute Freundin bitten, sich deine Rede probemäßig anzuhören: Sie setzt sich auf einen Stuhl und ist einfach offen da und kann dir nachher beschreiben, was sie gesehen und wahrgenommen hat.
Vortrag üben im Rhetorik Einzeltraining
Am Theater erfüllen diese Aufgabe die Regisseur:innen. Wenn du eine noch professionellere Sicht auf deine Rede oder Präsentation bekommen willst, kannst du mit einer Rhetorik-Trainerin zusammenarbeiten.
Mein 4-Stunden-Paket Rhetorik Einzeltraining etwa ist genau für diese Probe-Situationen maßgeschneidert. In solch einem Setting kannst du deinen Vortrag mehrmals proben, bekommst maßgeschneidertes Feedback und kannst es für den nächsten ‚Durchlauf‘ sofort anwenden.
Durch das Proben deines Vortrags sammelst du wertvolle Erfahrungen.
Immer gilt: Durch einen anderen Menschen, der dich bei dieser Probe unterstützt, bekommst du eine wertvolle Außenperspektive auf dein Sprechen und Handeln. Die Anwesenheit dieses kleinen Probe-Publikums erinnert dich daran, verständlich zu sprechen.
In einer Probe kannst du die Wirkung deines Vortrags gezielt austesten. Auf dein Publikum, und auch auf dich selbst. Denn alles, was du sagst, stößt natürlich auch auf eine Resonanz in dir selbst.
Wenn du allein im Zimmer sitzt und stumm vor dem Bildschirm deine PowerPoint-Folien memorierst, findest du nichts über deine körperlichen und stimmlichen Ausdrucksmittel heraus. Wie du sprecherische Mittel und deine Körpersprache sinnvoll einsetzt, kannst du nur durchs aktive Machen erfahren.
Beim Machen erfährst du, wie du Körper & Stimme während deines Vortrags einsetzen kannst.
Bei einer Probe für deinen Vortrag gibt es so viele spannende Fragen zu klären:
Wo setzt du Pausen?
Wann holst du Luft?
An welcher Stelle senkst du die Stimme, um den Gedanken zu einem Ende zu führen?
Wie verhält sich deine Gestik, wenn du mit den Stichwortzetteln hantierst?
Welche kleinen Füllwörter rauben dir beim freien Reden die kommunikative Kraft?
Wie baust du Blickkontakt zu deinen Zuhörer:innen auf?
Wie kriegst du einen guten und sicheren Stand hin?
Wo im Raum möchtest du dich positionieren?
Was löst es in dir aus, von anderen in dieser exponierten Position angesehen zu werden?
Probiere es aus: Eine Probe vor deinem Vortrag lohnt sich immer.
Die einzige Weise, wie du all das herausfinden kannst: Du stellst dich hin und probierst deine Rede aktiv aus. Einen Vortrag zu proben ist ein Teil der so wichtigen Vorbereitung, die dir dann später viel Sicherheit & Freiheit verschafft.
Es ist wirklich wie bei einem Marathon: Wenn du dich gut vorbereitest und trainierst, kannst du den Lauf dann bewusst erleben - und sogar genießen …