Diese 4 Faktoren bestimmen, wie weit du mit Rhetoriktraining kommst
Immer wieder werde ich gefragt: ‚Wie viele Stunden sind nötig, um rhetorisch besser zu werden?‘ ‘Wie lange dauert es, bis ich besser sprechen/ sicherer auftreten/ schlagfertiger reagieren kann?’ Oder: ‚Wie weit kann ich mit 5 Stunden Rhetoriktraining kommen?‘
Meine ehrliche Antwort ist: ‚Das kommt ganz darauf an …‘
Es gibt nämlich 4 entscheidende Faktoren, wie weit du mit Rhetoriktraining kommst. Und die sind erstmal unabhängig von der Person (z.B. mir), die dich beim Vorankommen und Besserwerden unterstützt. Diese Schlüsselpunkte hängen ganz eng mit dir zusammen und mit dem, was du bislang gemacht hast. Woran du glaubst. Wieviel du bereit bist, zu investieren. Und wohin du willst.
Diese 4 Faktoren beleuchte ich in diesem Blogartikel.
Dann kannst du genauer einschätzen, worauf du dich beim Rhetoriktraining einlässt und auch, wie diese Reise für dich verlaufen wird. Wo die Herausforderungen für dich liegen könnten – oder wo du mit Leichtigkeit über Hürden hinwegspringst.
Schauen wir uns diese 4 (inneren) Faktoren an, die bestimmen, wie weit du mit Rhetoriktraining kommen wirst.
1. Deine Vorerfahrungen: Was bringst du mit?
Der erste entscheidende Punkt betrifft deine Vorerfahrungen, dein Startpunkt, deine Ausgangssituation. Also alle Erfahrungen, die du mitbringst, wenn du mit dem Training startest. Wenn du gerne in einem Chor singst, bringst du andere Erfahrungen und Voraussetzungen mit, als wenn du gerne Gedichte schreibst oder leidenschaftlich Yoga machst.
Im ersten Fall hast du dich sicher schon etwas mit deiner Stimme auseinandergesetzt und weißt, was es bedeutet, vor einem Publikum aufzutreten. Wenn du gerne Gedichte schreibst, weißt du etwas darüber, wie du deine Gedanken in Worte und Bilder fasst. Wenn du Yoga machst, hast du schon mal deinen Atem achtsam wahrgenommen und dich in deinem Körper verankert.
All diese Erfahrungen können dir helfen, schneller in Rhetorik-Übungssituationen anzukommen und sie für einen anderen Bereich umzusetzen. So kann die Verbindung zum Atem ein wichtiger Baustein sein, um die Nervosität vor einem Auftritt zu reduzieren.
Auch, wenn du schon einmal ein Rhetoriktraining besucht hast, dir Bücher über Rhetorik & Kommunikation durchgelesen hast oder früher in der Schultheatergruppe gespielt hast, kannst du auf Vorerfahrungen zurückgreifen. Ich bin mir sicher: egal, was du bisher gemacht hast oder womit du dich beschäftigt hast – du kannst vieles davon für dein Rhetoriktraining nutzen und so Fäden wieder aufnehmen & neu verknüpfen.
2. Deine Glaubenssätze: Was denkst du?
Glaubenssätze sind verinnerlichte Sätze, die deine Haltung, Gedanken, deinen Glauben über dich selbst widerspiegeln. Sie sind mit negativen oder positiven Kognitionen verknüpft.
Beispiele für negative Kognitionen
‚Ich bin wertlos‘,
‚Ich muss allen gefallen/ perfekt sein‘,
‚Ich bin schwach‘,
‚Ich kriege nichts auf die Reihe‘
‚ich mag es nicht, vor Publikum zu sprechen.’
‚Meine Meinung in der Sache wird nichts verändern.’
Beispiele für positive Kognitionen
‚Ich verdiene Gutes‘,
‚Ich darf Fehler machen‘,
‚Ich habe getan, was ich konnte‘,
‚Ich bin wertvoll‘ …
‚Ich trete gern vor Leuten auf.’
‘Meine Meinung ist wichtig.’
Du sprichst innerlich die ganze Zeit mit dir selbst – und natürlich wirkt sich deine Art des inneren Gesprächs direkt auf dein Verhalten beim Sprechen vor und mit anderen Leuten aus. Das ist ein wichtiger Punkt, der direkten Einfluss auf deinen Erfolg mit Rhetoriktraining hat.
Wenn du von einem Punkt aus startest, wo du denkst: ‚Ich habe nichts zu sagen‘, oder ‚es klingt furchtbar, wie ich spreche‘, dann beeinflussen dich diese Gedanken natürlich. Sie haben etwa zur Folge, dass du Redesituationen aus dem Weg gehst oder dass du dich in einem Meeting nicht zu Wort meldest. Denn es ist eine Herausforderung, der vermeintlichen Wahrheit dieser starken inneren Sätze zuwider zu handeln. Die Folge: Du schweigst oder äußerst dich nur ganz kurz.
Ein anderes Beispiel: Wenn du am Anfang deiner Auseinandersetzung mit Rhetorik überzeugt bist: ‚Ich habe wirklich etwas zu sagen – mir fehlt nur ein bisschen die Struktur.‘, dann startest du an einem komplett anderen Punkt. Denn dann beschäftigen wir uns im Training nicht damit, den inneren Knoten rund um die Frage ‚darf ich mich überhaupt zu Wort melden?‘ aufzulösen, sondern dann arbeiten wir direkt an einer wirkungsvollen Strukturierung deiner Gedanken.
Versuche, deine inneren Sätze genau mitzubekommen und sie achtsam zu betrachten. Je mehr dir von diesen Kognitionen bewusst ist, desto eher kannst du überprüfen, ob sie dir beim Sprechen nutzen oder schaden.
3. Deine Übung: Wie sehr engagierst du dich?
Wieviel und wie oft du übst, ist ein ganz entscheidender Faktor dabei, wie weit du mit Rhetoriktraining kommst. Wenn du zu mir ins Rhetoriktraining kommst, üben wir jede Stunde: Strukturiert sprechen, große und kleine Redeformen, Verständlichkeit, Körpersprache, Stimme, Gesprächsführung, Schlagfertigkeit.
Rhetoriktraining, wie ich es verstehe, besteht in den Stunden hier aus gezielten Inputs und praktischen Übungen.
Doch das wirklich Entscheidende passiert meist nicht im geschützten Rahmen des Trainingsraums, sondern in der Zeit zwischen den einzelnen Stunden. Dann nämlich, wenn du das Gelernte übst und ‘im echten Leben’ anwendest. Wenn du zu Hause deinen Vortrag nochmal durchsprichst und ihn dann vor Leuten in der Öffentlichlichkeit wirklich hältst. Wenn du deine Argumente fürs nächste Meeting durchstrukturierst und sie dann auch überzeugend vor Kolleg:innen präsentierst. Oder wenn du dem Kollegen, der immer doofe Sprüche ablässt, eine gut sitzende Antwort zurückgibst, anstatt deinen Ärger hinunterzuschlucken.
Nehmen wir an, dein Ziel ist, demnächst tolle YouTube-Videos mit deiner Expertise zu Abnehmen/ Achtsamkeit / Aktienhandel zu produzieren und in ihnen frei und überzeugend zu sprechen.
Im Rhetoriktraining hier kann ich dir dann verschiedene Strukturen zeigen, in die du deine Expertise ‚verpacken‘ kannst, um schneller auf den Punkt zu kommen und mehr Wirkung zu erzielen. Doch nur, wenn du dann nach Hause gehst und diese Videos auch tatsächlich aufnimmst – und wahrscheinlich zu einem Thema anfangs mehrere Versuche startest – kannst du Schritt für Schritt besser werden. Die Struktur, die sich anfangs knorrig anfühlt, wird immer mehr zu einem feinen Netz werden, das dich und deine Worte trägt. Dafür braucht es Übung.
Denk doch nur mal an all die Dinge in deinem Leben, die du wirklich wirklich gut kannst. Egal, was es ist: Tomatensauce kochen, Spagat machen, Excel-Listen erstellen, Klavier spielen, ‚setzehierdeineExpertiseein‘ – wie lange musstest du es üben, bis du es wirklich richtig konntest?
Wahrscheinlich hast du es immer und immer und immer wieder gemacht – bis es leicht wurde. Doch am Anfang war es sicher manchmal eine Herausforderung. Denk an die Tomatensauce, die angebrannt ist oder den Spagat, der anfangs nur eine kleine Grätsche war …
Wenn du dich mit Rhetorik & Kommunikation beschäftigst, lernst du etwas Neues. Neue Regeln (zuerst ausatmen, dann anfangen), neue Strukturen (so ist eine Rede aufgebaut), neue Wege, um mit deinem Lampenfieber umzugehen. Rhetorik ist die ‚Kunst der Rede‘: gönne dir Übungszeit, um wirklich gut zu werden.
Dir einfach ein paar ‚Rhetorik-Tricks‘ draufzuschaffen, bringt langfristig nichts. Wenn die Übung & die entsprechende Haltung fehlen, wirst du sie in herausfordernden Situationen nicht abrufen können. Was deine Eltern dir damals übers Klavierspielen gesagt haben, gilt auch in Bezug auf die Rhetorik: ‚Nur, wenn du übst, wirst du besser werden.‘ Keine Abkürzungen.
4. Deine Ziele: Wo willst du hin?
Welche Ziele du dir in Bezug aufs Rhetoriktraining setzt, ist ein entscheidender Faktor dafür, was du erreichen wirst. Denn natürlich bestimmen deine Ziele auch, wie wir miteinander arbeiten und worauf wir den Fokus legen.
Dein Ziel könnte etwa sein: ‚Ich will bei der nächsten Tagung einen tollen Vortrag halten, der meine Expertise zeigt und den Leuten im Gedächtnis bleibt.‘
Oder: ‚Ich will mich in jedem Meeting mindestens 2x zu Wort melden und meine Ideen selbstbewusst vertreten.‘
Oder: ‚Ich will meine Sprechangst in den Griff bekommen, damit ich bei der Prüfung mein Wissen wirklich zeigen kann.‘
Oder: ‚Ich will meine Fertigkeiten in der Gesprächsführung verbessern, damit die Meetings, die ich leite, ertragreicher werden.‘
Deine Ziele sind der Wegweiser. Sie führen uns im Training zu den Inputs, die zu dir passen und zu den Übungen, mit denen du wirklich weiterkommst. Sie bestimmen, welche Glaubenssätze du hinter dir lassen darfst und welche Gedanken förderlicher sind. Und natürlich hängt von deinen Zielen auch ab, wieviel Übungszeit du investieren solltest. Denn je höher die Ziele sind, je weiter entfernt von deiner Ausgangsposition, desto mehr Energie und Zeit wirst du sicher investieren, um bei ihnen anzukommen.
Du gehst deinen Weg.
Jeder Weg ist anders. Etwas Neues zu lernen, ist immer ein Prozess. Du wirst genau die Schritte gehen, die zu dir passen und die dich in der Situation abholen, in der du dich gerade befindest. Ich bin überzeugt, dass das eine gute Sache ist.
Wenn du dich mit deinen Erfahrungen, deinen Gedanken, deinem zeitlichen Engagement und mit einer klaren Vision in eine neue Sache hineinbegibst, entsteht Wachstum.