Positioniere dich: Sicher präsentieren bei Redeangst

 
Raum nutzen. Rhetorik Training.png
 

 Vor einiger Zeit habe ich in einem Artikel über den statischen Mittelpunkt des Raumes geschrieben. Das ist der kraftvollste Punkt im Raum: da, wo du dir der vollen Aufmerksamkeit deiner Zuhörer*innen sicher sein kannst. Dort treffen die Raumdiagonalen zusammen. Wenn du dort sprichst, stehst du voll im Fokus: kraftvoll, exponiert und voll präsent. Ein sehr reizvoller Ort.

Wenn du jedoch zu Lampenfieber oder Redeangst neigst, macht dich allein der Gedanke ans Sprechen vor Gruppen sehr nervös. Und dann noch die Vorstellung, die volle Breitseite der Aufmerksamkeit abzubekommen…

Wahrscheinlich grübelst du jetzt schon darüber nach, was die Leute von dir denken könnten und wie schön es wäre, wenn du gleichzeitig vor Leuten reden und nur so ein ganz kleines bisschen verschwinden könntest. Gibt es vielleicht eine Position im Raum, an der du ‘da-sein’ kannst - und gleichzeitig nicht ganz so auffallen?

Ja tatsächlich, die gibt es. Und auch wenn ich prinzipiell eher dafür bin, dass du dich selbstbewusst zeigst - so spricht natürlich auch nichts dagegen, dass du den Raum ein bisschen für dich arbeiten lässt und es dir leichter machst. Vor allem ist das interessant für dich, wenn du beim Reden mit visueller Unterstützung arbeitest: wenn du etwa eine PowerPoint-Präsentation hältst oder dir verschiedene Flipcharts vorbereitet hast.

 

Tritt bei Lampenfieber ein Stück aus der Mitte raus. Stell dich neben deine Präsentation.

Um den vollen Fokus von dir als Präsentierende sacht wegzulenken, funktioniert es gut, wenn du den visuellen Inhalt deiner Präsentation in den Bühnen-Mittelpunkt stellst. Du platzierst dich dann daneben.

Das ist die optimale Lösung, wenn du mit einem Flipchart oder einer Pinnwand arbeitest. Und wenn du deine Präsentation an die Wand projizierst, wirst du sowieso aus der Projektor-Fläche heraustreten und daneben stehen.

Das Präsentieren mit visueller Unterstützung kann besonders bei Lampenfieber hilfreich sein. So hast du etwas ‚an deiner Seite‘, was deinen Fokus von dir selbst und den körperlichen Reaktionen der Nervosität weglenkt.

Zusätzlich halten dich die Visualisierungen auf Kurs – vor dir selbst und vor deinen Zuhörer*innen. Du kannst dann immer auf etwas verweisen, auf etwas zeigen, gezielte Handbewegungen machen. Dann stellt sich weniger die Frage: ‘Wohin mit meinen Händen, wenn ich da vorne stehe?’ Deine Gestik kann sich auf etwas beziehen: zB auf dieses schöne Plakat, dass du dir vorbereitet hast.

Die Energien des Publikums konzentrieren sich auf die Sache.

Rücke die visuellen Inhalte deiner Präsentation in den räumlichen Mittelpunkt und mach sie für alle gut sichtbar. So konzentrieren sich die Energien des Publikums auf die Sache.

Du kannst dann ganz locker den Raum links und rechts daneben für dich nutzen. Hier stehst du im ‚dynamischen Mittelpunkt‘. Die beiden dynamischen Mittelpunkte befinden sich etwa im Verhältnis 2:1 vom jeweiligen rechten oder linken Rand des Raumes. Ungefähr im goldenen Schnitt deiner Bühne.

 

Von hier aus kommst du leicht in Kontakt mit deinen Zuhörer*innen.

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Von diesen Punkten aus hast du eine große Ausstrahlung und bist trotzdem für alle gut zu sehen und zu verstehen. Außerdem bist du etwas ‚aus der Schusslinie‘: die Emotionen des Publikums treffen dich nicht frontal.

Ein weiteres Plus ist, dass du an den dynamischen Mittelpunkten besonders leicht Blickkontakt zu deinen Zuhörern aufbauen kannst. 

Und guter Kontakt wirkt sich positiv auf deine Performance aus. Dadurch fühlst du dich von Moment zu Moment sicherer. Das Lampenfieber verschwindet immer mehr, je länger du sprichst.

Vielleicht kannst du dann den Fokus auf dich und deine Präsentation sogar genießen.