Achtsame Rhetorik-Übung: So wirst du Füllwörter los
Ich sage und schreibe es immer wieder gerne: Rhetorik ist eine Übungs-Disziplin.
Es ist wie mit jeder neuen Sache, die wir lernen: Das Dranbleiben und die fortgesetzte Übung machen wirklich den Unterschied. Also deine Bereitschaft, zu trainieren und etwas zu verändern. Manchmal ist das Alleine-Trainieren aber gar nicht so leicht, wenn sich die Frage stellt: Worauf soll ich denn genau achten? Womit soll ich beginnen?
Das Wichtigste ist, dass du beginnst.
Deswegen stelle ich dir hier im Rhetorik Blog in unregelmäßigen Abständen nun eine kleine Übung vor, die du gut alleine machen kannst. Das verbindende Element all dieser Rhetorik-Übungen ist das Thema ‚Bewusstheit‘: Wohin du deine Aufmerksamkeit lenkst, kannst du auch etwas verändern.
Die Rhetorik-Übung ist diesmal:
Achte auf deine Füllwörter.
Ähm, ja, eigentlich, sozusagen, irgendwie, im Grunde, also, gewissermaßen … Genau.
Hast du bestimmte Lieblings-Füllwörter? Diese kleinen Wörtchen, die deinen Aussagen auf der inhaltlichen Ebene überhaupt nichts Neues hinzufügen – aber sie verwässern?
Sicher sind dir diese kleinen Wörtchen schon bei anderen häufiger aufgefallen. Die Chefin versieht ihre Sätze mit ‚sozusagen‘ und der Kollege beginnt bei einer Präsentation jeden neuen Gedanken zuverlässig mit einem langgezogenen ‚Ääähm…‘ Die beste Freundin wiederum beendet viele Aussagen mit einem bestätigenden ‚Genau‘.
Füllsel erfüllen unterschiedliche Funktionen.
Füllwörter haben die verschiedensten Funktionen, sie erfüllen eine Aufgabe für dich. Sie sind Platzhalter, die deinen Zuhörer*innen vermitteln, dass du jetzt zu reden beginnst. Oder dass da noch was kommt, dass sie dich nicht unterbrechen sollen. Sie teilen mit, dass du einen Gedanken jetzt abgeschlossen hast, genau. Und sie mildern deine Aussagen ab, sodass sie nicht zu direkt, zu sicher, zu selbstbewusst klingen…
Füllsel zu verwenden, ist natürlich nicht die effektivste Art und Weise, diese Funktionen zu erfüllen. Da gibt es andere Möglichkeiten, die dich sicherer wirken lassen und die trotzdem freundlich und verbindlich sind.
Denn der Effekt dieser ‚kleinen‘ Füllwörter ist enorm: Sie verwässern deine Aussagen und lassen deine Sätze unsicherer klingen, als du bist. Sie fügen immer etwas Vages hinzu, anstatt Sicherheit und Prägnanz zu vermitteln.
In einem meiner erfolgreichsten Blogartikel erfährst du mehr darüber, was diese Füllwörter mit deinem Sprechen machen und warum du sie weglassen solltest: Ohne diese Wörter kommunizierst du kraftvoller.
Kennst du deine liebsten Füllwörter?
Was sind deine beliebtesten Füllsel? Wenn du nun nicht spontan eine Antwort auf diese Frage hast, so ist das ganz normal. Diese kleinen Füllwörter werden oft so unbewusst ausgesprochen, dass es anfangs eine Herausforderung ist, sie ins Bewusstsein zu holen.
Solltest du dein Füllwörter der Wahl noch nicht kennen, dann bitte eine wohlwollende Person um eine Rückmeldung dazu. Eine Kollegin, der du vertraust oder den besten Freund. In vielen Fällen können diese dir zuhörenden Menschen sofort eine Antwort geben, die dich auf die richtige Spur führt.
Oder du lässt bei einer Unterhaltung nach Absprache ein Tonband mitlaufen, hörst es dir danach an und zählst die Füllwörter, die du verwendet hast. Sicher weißt du dann genau, mit welchen Füllseln du dein Sprechen spickst.
Richte das Bewusstsein auf deine Füllsel, um sie loszuwerden.
Wenn du nun anfängst, auf dein liebstes Füllwort zu achten, wirst du ständig darüber stolpern. Vielleicht kommt es dir am Anfang so vor, als würdest du es nun viiiel öfter benutzen.
Das tust du nicht: Du bemerkst dann nur verstärkt, wie häufig du es verwendest. Und das ist ein Moment, über den du dich jedes Mal freuen darfst: Indem du deine Aufmerksamkeit auf das Füllsel richtest, zeigt es sich dir bewusst – und verschwindet schließlich.
Sei geduldig mit dir und diesem Prozess. Deine Bewusstheit macht den Unterschied.
Beobachte achtsam, warum du Füllwörter verwendest.
Es kann sein, dass sich ein neues Füllsel zeigt, wenn das erste erfolgreich verschwunden ist. Dann hat dein Geist noch den Eindruck, dass er diese Wörtchen beim Sprechen braucht.
Vielleicht gibt es da noch eine Angst, dass Sätze ohne Füllwörter zu direkt klingen, zu unfreundlich. Oder du hast die Erfahrung gemacht, dass klare Ansagen dir eher Widerstände einbringen.
Bleib dann weiter achtsam an der Füllsel-Übung dran. Beobachte, warum du diese Wörter verwendest und welchen Zweck sie für dich erfüllen.
Vielleicht gibt es spezielle Sprech-Situationen die deine Verwendung von Füllwörtern besonders triggern? Etwa, wenn du im Meeting aufgefordert wirst, spontan etwas beizutragen oder wenn du unvorbereitet in eine konfliktreiche Gesprächs-Situation hineingerätst?
Auch hier gilt: Wenn du dir bewusst machst, welche Situationen dich besonders herausfordern und dein Verwenden von Füllwörtern begünstigen, kannst du achtsamer mit ihnen umgehen.
Füllwörter verschwinden aus deinem Denken und Sprechen.
So kümmerst du dich zuerst um das eine Füllwort und dann um das nächste. Du wirst merken, dass durch diese kleine, aber fortwährende Rhetorik-Übung dein Sprechen effektiver und eindrücklicher wird. Dein Geist ist durch die Füllsel-Übung beim Sprechen mehr ‚dabei‘: Deswegen wirst du deine Sätze leichter planen und präziser zu Ende bringen können.
Wenn du dieses Verhaltensmuster rund um das Verwenden von Füllwörtern achtsam ansiehst, entsteht ein neuer Raum im Bewusstsein. Du kannst aktiv daran arbeiten und es durchbrechen. Bleib an dieser achtsamen Rhetorik-Übung dran: Freundlich, entschlossen und fortlaufend.
So verschwinden Füllsel aus deinem Denken und Sprechen.