3 häufige Gesprächsregelverstöße, gegen die du dich wehren solltest

 
Gesprächsregeln. Rhetorik Training.png
 

Zu oft laufen Gespräche aus dem Ruder, fallen sich die Menschen gegenseitig ins Wort, beanspruchen Einzelne den Großteil der Redezeit …

Ja, es wäre so schön, wenn sich alle auf ein paar Gesprächsregeln einigen könnten. Und sich dann auch daran hielten …

Doch halt, gibt es nicht so etwas wie ‚Gesprächsregeln‘? Grundsätze, die wir alle vermittelt bekommen haben sollten? Die jedoch im Eifer des Wortgefechts vergessen oder umgestoßen werden?

Natürlich gibt es Gesprächsregeln. Drei sehr wichtige sind:

  • Alle Gesprächsbeteiligten sollten zu Wort kommen.

    Wenn gegen diese Regel verstoßen wird, dann führt meist eine Person das große Wort, nimmt viel Redezeit in Anspruch und verhindert so einen gleichberechtigten Gesprächsprozess.

  • Lasst einander ausreden.

    Wenn gegen diese Gesprächsregel verstoßen wird, dann wird häufig unterbrochen. Hektik, Lautstärke und Ärger beginnen das Gespräch zu dominieren.

  • Bleibt beim Thema.

    Wer vom Thema abschweift und dadurch ständig ‘Nebenschauplätze’ eröffnet, erschwert den Gesprächsprozess und verstößt gegen eine weitere (ungeschriebene) Gesprächsregel.

 

Doch wo es Regeln gibt, da gibt es immer auch Menschen, die dagegen verstoßen. Manchmal, weil sie etwas höher gewichten als diese Gesprächsregel, diese Verabredung, die Zusammenleben und erfolgreiches Miteinandersprechen organisieren soll. Manchmal, weil sie sich dadurch einen Vorteil verschaffen wollen. Und manchmal sicher auch, weil sie diese Regel nicht kennen – oder nicht anerkennen.

In diesem Blogartikel stelle ich dir 3 wichtige Gesprächsregeln vor und erkläre dir, wie sie sich Verstöße dagegen auswirken – und wie du sie abwehren kannst.

 

‚Dräng dich nicht in den Vordergrund – lass auch mal die anderen zu Wort kommen.‘

In fast jeder Runde gibt es eine Person, die mehr Redezeit beansprucht, übermäßig lange Redebeiträge einbringt und ein größeres Mitteilungsbedürfnis hat als die anderen Beteiligten. Diese Person drängt sich durch häufige und lange Wortmeldungen in den Vordergrund – und schafft es damit, die Gruppe zu dominieren.

Dadurch werden die Möglichkeiten zur Beteiligung der anderen Gesprächsteilnehmenden eingeschränkt. Weiters kann es dazu führen, dass die Diskussion einseitig geführt wird. Außerdem birgt dieses Verhalten einer einzelnen Person die Gefahr, dass die anderen Gesprächsteilnehmer*innen resignieren und ihre Mitarbeit an dem Gesprächsprozess einstellen. Dadurch werden eventuell wichtige Meldungen nicht gehört und unterdrückt.

Und selbst wenn die anderen nicht resignieren, so können sie sich nach einer Weile vielleicht nicht mehr konzentrieren. Denn bei übermäßig langen Redebeiträgen wird schnell die Konzentrationsfähigkeit der Zuhörenden überfordert und es treten Verständnisschwierigkeiten auf.

Moderation fördert einen gemeinschaftlichen Gesprächsprozess.

Wenn in einer Gruppe eine Person den Prozess zu sehr dominiert, ist es spätestens Zeit für eine Gesprächsleitung. Ich arbeite immer mit dieser Faustregel: In einer Gruppe ab 5 Gesprächsbeteiligten sollte es eine Person geben, die die Leitung übernimmt.

Warum? Weil ansonsten die Prozesse unübersichtlich werden und wichtige Ergebnisse möglicherweise untergehen. Und wenn eine Person die Moderation übernimmt, können sehr dominante Gesprächsteilnehmer*innen besser geführt und in einen gemeinschaftlichen, konstruktiven Prozess eingegliedert werden.

Wenn eine Person die Gesprächsleitung übernimmt, ist es außerdem sinnvoll, eine Redner*innenliste zu führen. Dadurch verteilt sich in der Regel die Gesprächsbeteiligung gleichmäßiger.

Die Redezeit gleichmäßiger verteilen

Weiters kann die moderierende Person gut entweder Zurückhaltung anmahnen – oder auch die weniger beteiligten Leute zum regeren Mitmachen ermuntern. Außerdem lohnt sich die Anwendung einer starken Kommunikationstechnik, nämlich das Gesagte verkürzt oder selektiv zu paraphrasieren, um das wirklich Wichtige zu sichern – und dann das Wort entschieden weiterzugeben.

Und auch wenn keine*r moderiert, kannst du als teilnehmende Person das dominante Verhalten ansprechen und thematisieren, dass die zur Verfügung stehende Besprechungszeit gleichmäßiger verteilt werden sollte.

 

‚Lass die anderen ausreden. Unterbrich nicht.‘

Wenn eine Person spricht und eine andere unterbricht, hat das viele Folgen. Vor allem, wenn es nicht bei einer Unterbrechung bleibt – sondern das Unterbrechen sich durch das Gespräch zieht.

Sehr schnell wird der Gesprächsverlauf hektisch. Denn wer gerade unterbrochen wurde, wird versuchen, das Rederecht wiederzubekommen. Unterbricht dann selbst. Wird unterbrochen. Und bald spricht niemand mehr einen Satz zu Ende …

Jede Unterbrechung führt zu mehr Hektik und Lautstärke.

Durch fortwährende Unterbrechungen wird die Konzentrationsfähigkeit der gesamten Gruppe eingeschränkt. Denn wer kann sich noch konzentrieren, wenn ständig eine andere Person redet – und es weniger um einen Austausch von Inhalten geht, als darum, ‚das Wort zu behalten‘. Zumal jede Unterbrechung mit einem ‚Mehr‘ an Energie und Lautstärke einhergeht.

Weiters haben Unterbrechungen zur Folge, dass die Aussage der Sprechenden entstellt wird. Worte fehlen, Gedanken bleiben in der Luft hängen – und gehen im Wirrwarr unter. Die Person, die unterbrochen wurde, muss sich dann mehr darum kümmern, das Wort wiederzuerlangen und wird daran gehindert, geschliffen zu argumentieren. Plötzlich verlagert sich die Auseinandersetzung von der inhaltlichen Ebene auf die Beziehungsebene. Ganz schön anstrengend.

Unterbrechungen sind ärgerlich und schädlich fürs Gesprächsklima.

Womit wir bei einer weiteren Folge von Unterbrechungen wären: Sie können andere Gesprächsteilnehmer*innen verärgern – und sind damit schädlich für ein gesamtes Gesprächsklima.

Stellen wir uns vor, in einer Runde sitzen insgesamt 6 Leute. Eine Person spricht, die andere unterbricht erfolgreich. Nun will Person 1 das nicht auf sich sitzen lassen, und unterbricht die unterbrechende Person 2. So geht es vielleicht mehrmals hin- und her. Mit jeder neuen Unterbrechung wird die Stimmung in der Runde gereizter und zwar nicht nur bei den beiden, die gerade miteinander ums Rederecht ringen, sondern auch bei den anderen, die dabeisitzen – und ebenfalls nicht zu Wort kommen.

Solche Meetings sind nicht nur herausfordernd für das Nervenkostüm aller Beteiligten, sondern auch inhaltlich nicht zielführend.

Was also tun gegen Unterbrechungen?

Weise auf das Fehlverhalten hin. Bestehe darauf, ausreden zu können. So, wie es Kamala Harris in der Debatte gegen Mike Pence getan hat. ‚Mister Vice President, I’m speaking. I’m speaking.‘ Genau. So wird das gemacht.

Für weiterführende Tipps rund um Unterbrechungen und wie du sie verhinderst, lege ich dir meine Grundlagen-Blogartikel rund um das Thema ans Herz:

Wie du Unterbrechungen verhinderst

So setzt du dich gegen Unterbrechungen durch

5 Gründe, warum du beim Sprecen unterbrochen wirst

 

‚Bleib beim Thema. Rede nicht drum herum und schweife ab.‘

Jedes strukturierte Gespräch hat ein Thema, zumal im beruflichen Kontext. Da werden in einer bestimmten Zeitspanne ein oder mehrere inhaltliche Blöcke verhandelt, es soll umfassend informiert, diskutiert und entschieden werden. Die Zeit drängt, Fokus ist wichtig.

Zeit- und Zielverlust durch abschweifende Bemerkungen

Wenn nun eine Person in der Gesprächsrunde nicht beim Thema bleibt oder daran vorbeiredet, hat das 2 Konsequenzen: Erstens wird wertvolle und knapp bemessene Gesprächszeit vergeudet. Und zweitens gerät das Gesprächsziel aus dem Blick.

Wenn das einmal passiert, dann kann der abweichende Redebeitrag einfach ignoriert werden. Nach dem Motto: ‚Du hast dich geäußert, schön. Weiter im Text.‘

Doch spätestens nach einer weiteren Abweichung gilt es, sich damit zu beschäftigen. Nicht, indem nun das Thema endgültig gewechselt wird und sich alle darüber austauschen. So schön es sicher sein kann, manchmal den Fokus zu wechseln und über die anstehenden Urlaubspläne zu reden statt der schwer umzusetzenden Verordnung.

Wenn eine Person vom Thema abschweift und damit auch die Gruppe vom Weg abkommt, dann gilt es, auf das Thema zurückzuführen. Wenn mehrmals und bewusst versucht wird, inhaltlich umzulenken, dann sollte darauf hingewiesen werden. Auch hier verlangt eine Störung auf der thematischen Ebene zuerst eine Klärung auf der Beziehungsebene.

Themenwechsel und mangelnde Bereitschaft zur Einigung gehen oft Hand in Hand.

Oft geht das Vorbeireden am Thema nämlich mit einem anderen Problem einher: Die betreffende Person bringt keine grundsätzliche Bereitschaft zur Einigung mit. Dann wird das Gespräch in der Runde blockiert und es kommt zu einer Konfrontation auf der Beziehungsebene.

Hier kannst du dein Gegenüber direkt auf das Verhalten ansprechen und eventuell einen ‚Exkurs‘ machen, bis die Störung ausgeräumt ist. Sollte dieses Verhalten im Zweiergespräch auftreten und das Thema nicht miteinander geklärt werden können, ist es sinnvoller, das Gespräch (für den momentanen Zeitpunkt) abzubrechen. Für ein erfolgreiches Gespräch braucht es immer die Bereitschaft und Beteiligung zweier Seiten.

 

Gesprächsregeln gibt es, um das Miteinander konstruktiv zu organisieren.

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Gesprächsregeln, ob offen ausgesprochen oder ‚ungeschrieben‘, wollen immer ein Miteinander konstruktiv organisieren. Doch damit sie wirken können, braucht es die Bereitschaft aller Beteiligten. Denn nur, wenn alle mitmachen, können wirklich Informationen ausgetauscht und Einigungen verhandelt werden.

Wenn sich eine Person über diese Gesprächsregeln hinwegsetzt, führt das sehr schnell zu einer Störung auf der Beziehungsebene. Dann ist eine konstruktive Zusammenarbeit auf der inhaltlichen Ebene so gut wie nicht mehr möglich, so sehr sich Einzelne auch abstrampeln mögen.

Wenn das Gesprächsklima derart in Mitleidenschaft gezogen ist, sollten die Gesprächsregelverstöße sachlich angesprochen werden, damit die Störungen ausgeräumt werden können und die inhaltliche Zusammenarbeit wieder eine reale Chance hat.

 
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Wie du Sprechmelodie richtig einsetzt