Jahresrückblick 2023
Weltpolitisch war 2023 ein schauriges, ein krisengeschütteltes Jahr. Jedes Mal, wenn ich die Zeitung aufgeschlagen habe, gab es so viel zum Haare-Raufen, zum Fürchten und Mitleiden, zum Gedanken-Machen. Die Weltlage lässt mich nicht kalt: Ich verfolge sie, schon allein aus beruflichen Gründen, sehr genau.
Und dennoch: Wenn ich auf mein ganz eigenes Jahr 2023 zurückblicke, da sehe ich so viel Schönes und viele Momente, für die ich sehr dankbar bin. Gerade weil in der Welt so viel Aufwühlendes passiert und Nachrichtenabstinenz auch keine Lösung ist, habe ich begonnen, mich mit persönlicher Resilienz und der Fähigkeit zum inneren Perspektivwechsel zu beschäftigen.
Ich nehme dich also mit durch mein Jahr 2023 – und was es gut gemacht hat. Das ist die Geschichte, die ich über 2023 erzählen will - und wie ich mich daran (für mich) erinnern will.
Weiterbildung: Positive Psychologie fürs eigene Leben anwenden
2023 habe ich wieder sehr viel Zeit in Weiterbildung investiert – sicher noch mehr, als in 2022. Bei der DGPP (Deutsche Gesellschaft für Positive Psychologie) habe ich eine Weiterbildung zur ‚Zertifizierten Anwenderin der Positiven Psychologie‘ gemacht. Was vom Titel her etwas sperrig daherkommt, ist jedoch durch die Impulse von dort genau der richtige Game-Changer für 2023 gewesen.
Neben viel neuem Wissen und einigen Interventionen, die ich gut in meine Trainingspraxis einbringen kann, habe ich dort vor allem gelernt, die positive Psychologie für mein eigenes Leben wirksam einzusetzen. Ich habe mich mit positiven Gefühlen, Lebenssinn, Werten und guten Beziehungen beschäftigt, sowie Achtsamkeit und Selbstmitgefühl aufs Neue für mich entdeckt.
Mit tollen Weiterbildungskolleg:innen bin ich viele Runden im Gespräch durch den Treptower Park gegangen und habe dabei einige wirkliche ‚Schätze‘ gefunden.
Dass ich trotz der oft empfundenen Dunkelheit der Weltlage so viele lichte Momente so bewusst wahrgenommen habe, mich so oft gefreut habe und mich verbunden gefühlt habe – das ist sicher zum Großteil dieser Weiterbildung zu verdanken, die diese positiven Aspekte des Lebens für mich ‚auf scharf gestellt‘ hat.
All das, was ich da gelernt habe, wirkt in meinem Alltag fort. Dafür bin ich sehr dankbar und kann das tolle Team von der DGPP rund um Christin Celebi und Judith Mangelsdorf wirklich aufs Wärmste empfehlen.
Aufs Wasser schauen und im Wasser sein
Von 2023 hatte ich mir ‚mehr Zeit für mich‘ gewünscht: Zum einfach-allein-sein, zum Auftanken und aufs-Wasser-Schauen.
Wasser macht mich glücklich. Wenn ich allein bin, tanke ich auf. Beides in Kombination: Perfekt.
Im vergangenen Jahr habe ich also viele Strandspaziergänge gemacht – auf Fehmarn, auf Usedom und an der dänischen Küste entlang. Ich war in vielen Brandenburger Seen schwimmen, weil ich innerlich das Motto ausgegeben habe: ‚Wenn da ein See ist, dann geh ich auch rein!‘
Diese Momente für mich, in der Natur, gehend und schwimmend, die haben mir viel Kraft gegeben.
Ich bin dankbar, dass ich mir dieses Bedürfnis nach Ruhe und Wasser-Natur in diesem Jahr 2023 so entschlossen immer wieder erfüllt habe.
So ein wasserleichter Körper, so ein vom Strandwind durchgepusteter Kopf – das ist was Schönes.
Other people matter: Begegnungen mit lieben Menschen
So sehr, wie ich das Alleinsein brauche, so gut tun mir Begegnungen mit lieben Menschen. Ganz schnell gelernt habe ich denn auch den wichtigsten Satz der Positiven Psychologie: Other people matter.
Es heißt, wenn du die Positive Psychologie in einem einzigen Satz fassen willst, dann ist es dieser. Das ist die Essenz. Alles im Leben wird besser durch liebevolle, stabile, warme Beziehungen zu anderen Menschen.
2023 war reich an diesen schönen Momenten mit lieben Menschen: im Rhetoriktraining und beim Ehrenamt, in wunderbaren Freundschaften und in der Familie.
Ich erinnere mich dankbar an eine Begegnung im Training, stellvertretend für besonders viele schöne. Ich hatte eine Klientin dabei unterstützt, eine ihr wichtige Stellungnahme vorzubereiten und dabei sind wir auf den Satz gestoßen, den wir in die Rede eingewebt haben: ‚Es macht einen Unterschied, wie du eine Geschichte erzählst.‘ Sie schaute mich danach an und sagte: ‚Das hast du für mich getan: Du hast mir geholfen, meine Geschichte anders zu erzählen.‘ Das war ein Moment, der ganz viel Freude in mir ausgelöst hat.
Rund um mein Ehrenamt in meinem Berufsverband DGSS begegne ich so vielen tollen Menschen. Ich erinnere mich an den Moment auf der Tagung in Marburg, als meine liebe Freundin und Kollegin Franziska Trischler einen kleinen Workshop zum Thema ‚Motivation im Ehrenamt‘ gegeben hat – und wir uns darüber unterhalten haben, was für uns die Arbeit im Ehrenamt ausmacht. Ganz deutlich war da im Raum zu hören und zu spüren: Es sind die anderen Menschen, denen wir dadurch begegnen.
Ich erinnere mich an Ausflüge ins Museum mit meiner Freundin Sibylle Tormin, an einen sonnigen Tag am Wannsee in der Liebermann-Villa, an Besuche von Freund:innen in Berlin zu meinem 40. Geburtstag, an ein warmes Wochenende in Nürnberg und ein kühl-nebliges in Regensburg: Alle angefüllt mit Gesprächen, Umarmungen, wirklichem Beisammen-Sein.
Und ich blicke 2023 auch zurück auf ein verbindendes Jahr mit meiner Familie. Ja, wenn ich zurückschaue, dann haben all diese Begegnungen das Jahr wirklich zu einem guten gemacht.
Neues Gefühl für meinen Körper und mein Gehen
Nach meinem schweren Fahrradunfall 2015, bei dem ich mir meinen Unterschenkelknochen erfolgreich zertrümmert habe, war mein Körpergefühl nicht das Beste. Dazu kamen die inneren Selbstvorwürfe: ‚Na toll, jetzt hast du dir mit Anfang 30 das Bein ruiniert!‘
Aus war’s damals mit Joggen, lange Zeit auch mit Fahrrad-Fahren und ich habe meinen Körper zur Fortbewegung mehr notgedrungen benutzt, als sie genossen. In den folgenden Jahren kamen immer mehr Schmerzen dazu, vor allem auch im anderen Bein, das so viel Ausgleichsarbeit machen musste.
Vor zwei Jahren stand dann im Raum, ob ich nochmal eine größere Knie-OP brauche. Zum Glück schickte mich mein Orthopäde zu einem Kniespezialisten, der als erster seit langem optimistisch auf mein Knie blickte und meinte: ‚Für den schweren Unfall geht es Ihnen doch ziemlich gut! Schauen Sie drauf, was Ihr Knie alles kann!‘
Er sah keinen Anlass zu operieren und schickte mich stattdessen zum Osteopathen. Zuerst skeptisch, gehe ich seitdem regelmäßig zur Osteopathie, auch, weil ich mit Daniel Zenk einen fantastischen Osteopathen gefunden habe.
Nach und nach habe ich, durch die osteopathischen Anwendungen und sicher auch durch die begleitenden Gespräche mit Daniel Zenk, ein neues Gefühl für und eine andere innere Haltung zu meinem Körper, und vor allem zu meinem Bein, gefunden. Ich habe die Defizit-Brille (was alles nicht mehr geht) abgelegt – und feiere das, was mein Bein alles kann.
In diesem Jahr habe ich dann begonnen, mich durch eine Bewegungsschulung bei Oliver Hartelt noch weiter mit meinem Körper zu beschäftigen. Außerdem trage ich seit dem Frühling 2023 Barfußschuhe (ja, die können auch ganz schick aussehen …).
Das alles hat dazu geführt, dass ich derzeit wieder gerne in meinem Körper wohne. Und das fühlt sich sehr sehr gut an.
Im Museum staunend vor Bildern stehen
Dieses Jahr habe ich etwas wiederentdeckt und zelebriert, was mich innerlich vor Freude hüpfen lässt: Ich war viel in Museen und habe mir Bilder angesehen. Als ich im Zuge der Positiven-Psychologie-Weiterbildung eine Liste mit ‚Glücksmomenten‘ anlegen sollte, da war das Bilder-Ansehen neben dem Lesen von Romanen ganz vorne mit dabei. Und dennoch habe ich das bis dato nicht so oft gemacht - zumindest nicht so häufig wie Lesen …
Doch dann war die Aufgabe: ‚Mach mehr von dem, was dir gut tut!‘
Also bin ich ins Museum gegangen und habe gestaunt (Staunen = eine positive Emotion): Über den ‚Mönch am Meer‘ und den ‚Schneesturm‘. Über Kjartanssons Video-Performances und Munchs Abgründe. Wenn ich Bilder ansehe, die ich mag, dann werde ich innerlich ganz ruhig – und freudig aufgeregt zugleich.
Außerdem haben Museen viele Vorteile: Sie sind warm und trocken (gerade in der kalten Jahreszeit wichtig), sie sind untertags geöffnet und das Kind kann mitkommen (denn für Abendveranstaltungen bin ich oft zu müde) und in einer Stadt wie Berlin (und in vielen anderen) gibt es eine tolle Auswahl.
Dazu kann ich sehr den Kunst-Podcast ‚Augen zu‘ aus dem ZEIT-Universum empfehlen: Florian Illies und Giovanni di Lorenzo haben mir schon mehrere Künstler:innen nahe gebracht, wie letztens William Turner, der gerade in München zu sehen ist.
Mehr vom staunenden Sehen in 2024!
Leichtigkeit 2023: Mein Unternehmen darf zu mir passen.
In meinem Jahresrückblick 2022 habe ich geschrieben: Es darf leicht gehen. Es war mir klar, dass das mit der Leichtigkeit ein Prozess ist. Für mich bedeutet es vor allem, mich immer wieder aufs Neue zu fragen: ‚Was brauche ich gerade?‘ und ‚Passt das für mich?‘
Ich wusste am Anfang des Jahres, dass ich viel Zeit in Weiterbildung investieren will – und habe mir die Wochen dazwischen, in denen ich intensiv arbeiten kann, danach gestaltet. Ich habe mir bewusster als in den Jahren davor Ferienzeiten gegönnt, um in all dem Rennen und Trubel wieder aufzuladen.
Ich habe zu vielem JA und zu manchem auch ganz entschieden NEIN gesagt. Und ich denke, ich habe 2023 endlich verstanden, dass ich als Einzelunternehmerin, mit meinem Wohlbefinden und meinem Wissensdurst, meine wichtigste Ressource bin.
Ich habe begonnen, diese Ressource zu schützen – und meine Arbeitsumgebung mehr darauf auszurichten, mich wirklich zu tragen. Wenn es mir gut geht, dann geht es auch dem Unternehmen gut.
Worum es dann notwendigerweise nicht geht: Um den schnellen Erfolg oder darum, bestimmte Umsatzzielmarken zu erfüllen. Es muss langfristig passen und funktionieren. Es ist wichtig, dass ich gerne und voll Energie zur Arbeit gehe. Dann kann ich diesen guten Geist und die damit verbundene innere Haltung auch ins Rhetoriktraining hineinbringen und weiter in die Welt tragen.
Broaden and build: Die Aufwärtsspirale feiern
2023 war für mich, persönlich und beruflich, ein gutes Jahr. Dafür bin ich dankbar – denn ich weiß, wie wenig selbstverständlich das ist.
Vielleicht hab ich genau deswegen angefangen, die guten Momente zu feiern und zu zelebrieren. Sie sind es wert, gesehen zu werden. Jedes Lachen, jedes Staunen, jeder Moment des Interesses, jeder Funken Hoffnung, jede liebevolle Umarmung: sie machen das Leben reich – und uns stärker, auch mit den Unwägbarkeiten und dem Schmerzvollen des Lebens umzugehen.
Die ‚Broaden-and-Build‘-Theory von Barbara Frederickson, die zu positiven Emotionen forscht, geht genau in diese Richtung: Positive Emotionen erweitern die Wahrnehmung und führen etwa zu mehr Offenheit und zu besseren Problemlösefähigkeiten. Dadurch können auch langfristig mehr Ressourcen aufgebaut werden, was wiederum zu mehr positiven Emotionen führt: Eine Aufwärts-Spirale.
Ich will diese Aufwärts-Spirale – und ich will sie auch in 2024 weiter pflegen.
Denn dann kann ich, davon bin ich überzeugt: etwas beitragen in dieser wütenden, wirren, wunderbaren Welt - und die Dinge ein kleines Stück weit zum Besseren gestalten.