3 Aspekte deiner Körpersprache, die du leicht beeinflussen kannst
In der Rhetorik spielt die Körpersprache eine wichtige Rolle: egal, ob du ein Gespräch führst oder vor Publikum sprichst – dein Körper kommuniziert immer mit. Und manchmal vermittelt er sogar entscheidende Informationen, die du auf der sprachlichen Ebene nicht (bewusst) kommunizierst. Oder die du gar nicht kommunizieren willst.
Körpersprache: Mach dir bewusst, was dein Körper vermittelt.
Deswegen ist es so wichtig, dass du dich auch mit deiner Körpersprache und mit deinem körperlichen Ausdruck beschäftigst. Je bewusster du dir dessen bist, was dein Körper vermittelt, desto besser kannst du damit dein Sprechen auf der inhaltlichen Ebene unterstützen.
Die verschiedenen Aspekte der Körpersprache werden auch nonverbale Ausdrucksmittel genannt. Also alles, was dein Körper nicht-verbal, nicht durch dein Sprechen selbst, ausdrückt. Auf einige dieser nonverbalen Aspekte deiner Kommunikation hast du stärkeren Einfluss als auf andere.
Prinzipiell zählen diese verschiedenen 5 Aspekte von Körpersprache zu den nonverbalen Ausdrucksmitteln: Körperhaltung, Mimik, Gestik, Blickkontakt und das räumliche Verhalten (Proxemik).
Mimik und Gestik bewusst zu steuern ist schwierig.
Mimik und Gestik etwa sind relativ schwierig zu kontrollieren und zu beeinflussen.
Unter Mimik fällt alles, was in deinem Gesicht passiert, während du redest und zuhörst. Gleichzeitig fällt es vielen Sprecher*innen gerade am Anfang der Auseinandersetzung mit Körpersprache schwer, die Bewegungen und Reaktionen des Gesichts bewusst zu bemerken und anzupassen. Und das ist auch nicht wirklich nötig. Schließlich bin ich überzeugt: es geht nicht darum, den Körperausdruck zu kontrollieren und zu manipulieren – sondern einen bewussten und authentischen Umgang mit den einzelnen Aspekten zu finden.
Die Gestik wiederum ist sehr personen-spezifisch. Manche Menschen haben von Haus aus viel Gestik, andere wenig. Es gibt keine generelle Empfehlung, wieviel Gestik ‚genau richtig‘ ist und wie diese dann auszusehen hat. Schließlich unterstützt Gestik dich in deinem Denkprozess und beim Sprechen: und wieviel sich die Hände dabei mitbewegen, ist eben sehr unterschiedlich. Auch da ist es wichtig, dass es einfach zu dir und der jeweiligen Kommunikations-Situation passt.
3 Aspekte deiner Körpersprache, die du gut bewusst steuern kannst
Bestimmte Aspekte deiner Körpersprache sind also schwerer zu beeinflussen und im Bewusstsein zu behalten als andere. Deswegen stelle ich dir jetzt 3 nonverbale Ausdrucksmittel vor, auf die du gut und leicht Einfluss nehmen kannst. Diese 3 körpersprachlichen Aspekte stehen darüber hinaus in einem aktiven Zusammenhang und beeinflussen einander und deine Wirkung beim Sprechen.
3 Mittel der Körpersprache, die du leicht beeinflussen kannst, sind: deine Körperhaltung, dein Blickkontakt und die räumliche Distanz zu anderen Personen oder zu Gegenständen.
Bewusstsein, um etwas zu tun.
Dabei lass mich eines wie immer vorwegschicken: ich finde es wichtig, dass du dir dieser Dinge bewusst bist, damit du sie für dich einsetzen kannst. Dein Körper und dein Sprechen sollen dich unterstützen, damit du möglichst kraftvoll die Dinge tun und kommunizieren kannst, die dir wichtig sind. Auf der Bühne bei einem Vortrag ebenso wie in einer herausfordernden Gesprächs-Situation.
Es geht nicht darum, dass du mit diesem Wissen andere Leute zu deinem Vorteil manipulierst. Und den Zahn kann ich dir auch ganz schnell ziehen: wenn du das versuchen solltest, wird der Schuss nach hinten losgehen.
Alle Menschen haben nämlich feine Antennen dafür, wenn versucht wird, sie zu manipulieren oder körpersprachlich zu dominieren. Dadurch entsteht kein Vertrauen. Im Gegenteil: dadurch würdest du Misstrauen befördern und schnell unglaubwürdig wirken.
Empowerment, nicht Macht-Ausübung
Es geht um Empowerment, und nicht um Power über andere.
Das Ziel lautet deswegen: Empowerment, um etwas zu tun. Und nicht, um Macht über jemand anderen auszuüben. Verwende all dein Wissen über Rhetorik und Kommunikation, über Körpersprache und Gesprächsführung weise und verantwortlich. Sonst reproduzierst du nur die gleichen Macht-Strukturen, die du sicher selbst auch schon mal als schädlich erlebt hast.
Maggie Kuhn, eine amerikanische Aktivistin, hat gesagt:
„Macht sollte sich nicht in den Händen so weniger und Ohnmacht in den Händen so vieler befinden.“
Ich stimme ihr zu. Du auch? Deswegen mache ich diese Arbeit: damit wir alle unseren Körper auf eine Weise benutzen können, dass er persönliche Stärke erzeugt und zeigt. Und damit er uns optimal bei unserer Kommunikation unterstützt.
Die folgenden 3 Aspekte deiner Körpersprache kannst du beeinflussen, weil du sie leicht in dein Bewusstsein holen kannst. Bei ihnen ist es einfacher als bei anderen, sie aus deiner Innenperspektive heraus zu steuern und anzupassen. Alles, was du dazu brauchst, ist einen Moment der konzentrierten Bewusstheit und danach gegebenenfalls einen geführten Impuls zur Veränderung.
Körperhaltung
Deine Körperhaltung umfasst die Gespanntheit und Ausrichtung deines Körpers als Ganzes. Das heißt: die Art, wie du sitzt oder stehst. Wie viel Spannkraft dabei in deinen Armen und Beinen ist, wo sie sich rund um deinen Körper befinden. Wie du deinen Kopf hältst oder ob du gerade deinen Rücken krumm machst, während du auf dein Handy starrst.
Dabei beeinflusst deine Körperhaltung, wie du dich innerlich fühlst – ebenso, wie deine Gefühle in deinem Körperausdruck sichtbar werden.
Wie hältst du deinen Körper, wenn du traurig bist?
Erinnere dich, wie du dasitzt, wenn du traurig bist. Wahrscheinlich lässt du den Kopf hängen und dein Oberkörper ist zusammengesunken. Deine Schultern hängen nach vorne und du hast das Bedürfnis, dich zu verkriechen. Ab auf die Couch und Decke über den Kopf.
Welchen Ausdruck hat dein Körper, wenn du dich kraftvoll & stark fühlst?
Wenn du dich hingegen kraftvoll und stark fühlst, wird dein Körper eine ganz andere Sprache sprechen. Zum Beispiel, wenn du die Zusage für den erhofften Job bekommen oder gerade einen 5km Lauf erfolgreich absolviert hast und die Energie durch deinen Körper pulsiert. Du wirst dich aufrecht und gerade halten, voller Spannkraft und den Kopf hoch tragen.
In den allermeisten Kommunikations-Situationen ist es natürlich hilfreich, wenn du dich kraftvoll und stark fühlst. Und genau dieses innere Gefühl kannst du über äußere körperliche Haltungs-Änderungen mit beeinflussen. Dazu reichen oft ganz kleine Veränderungen, wie die beiden folgenden:
Halte dich gerade: sitze oder stehe gerade und aufrecht. Vermeide beim Sitzen Bein-Verknotungen: also nicht Beine übereinander schlagen oder die Knöchel verschränken. Lass beide Füße auf dem Boden und deinen Oberkörper aus dieser Sitzposition gerade emporwachsen. Beim Stehen mach dich groß: Schultern zurücknehmen, Brust raus.
Hebe deinen Kopf: halte dein Kinn hoch. Damit meine ich nicht, dass du dein Kinn ‚unnatürlich‘ hoch recken solltest, sondern nur so ein klein wenig anheben. Gerade so, dass du stolz und neugierig in die Welt blicken kannst.
Mach dir mehrmals pro Tag deine Körperhaltung bewusst.
Anfangs kannst du dir Erinnerungshilfen in Form von kleinen Notizzetteln an die Wand kleben: AUFRICHTEN! KOPF HOCH! Wenn du merkst, dass du zusammensinkst, geh bewusst dagegen: recke und strecke dich.
Vor allem aber trainiere wahrzunehmen, wie deine Körperhaltung jetzt im Moment ist – und wie 5 Minuten später. Je genauer du deinen Körper wahrnimmst, desto leichter wird es dir auch fallen, ihn in eine Position zu bringen, die deine Kommunikations-Ziele unterstützt.
Wie Körper miteinander kommunizieren: Rapport und komplementärer Körperausdruck
Dazu noch etwas Wichtiges: in den meisten Kommunikations-Situationen neigen wir unbewusst dazu, die Körperhaltung unseres Gegenübers zu imitieren. Das geschieht, weil es den Umgang miteinander deutlich leichter machen kann: schließlich drückt es Verständnis aus. Gefühlsmäßige und inhaltliche Übereinstimmung sind also immer an den Körpern ablesbar. Psycholog*innen nennen dieses Phänomen auch Rapport.
Wenn die Macht-Positionen in einem Gespräch hingegen ungleich verteilt sind, neigen wir dazu, den komplementären Körperausdruck unseres Gegenübers einzunehmen. Dh wenn das Gegenüber sich besonders groß macht und dominant auftritt, kann es passieren, dass du gleichsam ‚in dich zusammenfällst‘ und dein Körperausdruck eher kraftlos und ohnmächtig wirkt. Auch da gilt dann: entfalte dich, mach dich groß und achte auf einen sicheren Stand.
2. Blickkontakt
Welche große Bedeutung Blickkontakt in der zwischenmenschlichen Kommunikation hat, kannst du schon aus verschiedenen Redewendungen herauslesen.
‚Jemandem tief in die Augen schauen‘, und ‚jeden Wunsch von den Augen ablesen‘, denn ‚Blicke sagen mehr als 1000 Worte‘, sogar schon ‚auf den ersten Blick‘, und ‚dieser Blick spricht Bände.‘
Durch Blickkontakt vermitteln sich Nähe und Distanz.
Blickkontakt ist ein wirkungsvolles Mittel, um in Kommunikations-Situationen Nähe oder Distanz auszudrücken. Wenn du jemandem mitteilen willst: ‚Du nervst‘, wirst du den Blick abwenden. Um Kontakt herzustellen oder zu halten, schaust du jemanden direkt an.
Dabei guckst du natürlich nicht ‚tief‘ in die Augen der anderen Person, sondern blickst sie mehr oder weniger lang an. Zu langer Blickkontakt kann auch schnell als aufdringlich empfunden werden: so, als würdest du mit Blicken ‚in jemanden dringen‘. Dann wandelt sich der Impuls, Kontakt aufzunehmen auf der anderen Seite in den Eindruck, angestarrt zu werden.
Blickkontakt nimmt durch Nervosität ab.
Bei Unsicherheit oder Lampenfieber nimmt Blickkontakt tendenziell schnell ab. Das ist klar: schließlich ist dir in solch einer Situation eher nach ‚Kopf-in-den-Sand-stecken‘ als nach offenem Kontakt.
Hier solltest du versuchen, sanft gegen den Impuls zu gehen, dich verstecken zu wollen. Denn Blickkontakt hält eben auch die Beziehung zu deinen Zuhörer*innen aufrecht und sorgt dafür, dass sie sich angesprochen fühlen und du deine Inhalte verständlich vorbringen kannst.
Wie immer geht es darum, eine für dich stimmige Mischung im Umgang mit Blicken zu finden: so viel Kontakt aufzunehmen, dass du dich wohlfühlst und merkst, dass deine Worte ankommen. Innere Haltung und äußeren Ausdruck zu synchronisieren: damit du authentisch sprechen kannst.
Blickkontakt bitte nicht übermäßig forcieren.
In Studien in Bezug auf Bewerbungsgespräche wurde festgestellt, dass die Bewerber*innen, die Blickkontakt übermäßig forciert haben, im Endeffekt negativ bewertet wurden.
Lass dich in Bezug auf Blickkontakt also davon leiten, was du den Menschen dir gegenüber wirklich mitteilen willst. Wenn dir klar ist, was du nach außen kommunizieren willst und zu wem, werden sich die Blicke dazu organisch ergeben.
3. Räumliche Beziehung
Räumliche Distanz und Nähe sind in Gesprächen oft die Abbildungen von emotionaler oder inhaltlicher Distanz und Nähe. Wenn dich jemand durch sein Dauerreden nervt, wirst du den räumlichen Abstand zu dieser Person vergrößern.
Umgekehrt rücken Personen, die gerade in besonders intensivem Austausch stehen, oft auch räumlich zusammen. Sogar ihre Körperbewegungen synchronisieren sich dann. Dieses Phänomen habe ich oben schon kurz erwähnt: Pscholog*innen nennen es ‘Rapport’.
Wo positionierst du dich, wenn du eine Person ‘nicht riechen’ kannst?
Wenn du eine Person nicht ausstehen kannst, wirst du dich eher am gegenüber liegenden Ende des Raumes von ihr positionieren. Hingegen lohnt es sich, wenn du dich am Meetingtisch in der Nähe der Person hinsetzt, die die Entscheidungen trifft: du kannst sie dann direkter ansprechen und musst auch stimmlich nur eine kürzere Distanz überbrücken.
Gerade mit den Nähe- und Distanzverhältnissen zu anderen Personen oder auch zu Gegenständen im Raum kannst du gut arbeiten. Dein räumliches Verhalten hast du vor allem in Präsentations-Situationen in der Hand: da kannst du entscheiden, wann und wie du einen Schritt aufs Publikum zugehst. In welchem Abstand du dich vom Flipchart oder von der ersten Zuhörer*innen-Reihe positionierst. Ob du lieber hinter einem Rednerpult sprichst oder frei im Raum stehend.
Deine Position im Raum macht eine Aussage.
Auch in Gesprächs-Situationen kannst du steuern, wie nahe du anderen Menschen kommen willst. Über eine Abwendung des Körpers kannst du deine Aufmerksamkeit entziehen oder durch eine bewusste Zuwendung sie jemandem schenken.
Beobachte bei den nächsten Gesprächen, wie sehr die Position und die Orientierung deines Körpers im Raum ein Gespräch mitgestaltet: du wirst verblüfft sein, wieviele Informationen auf der nonverbalen Ebene dadurch mitvermittelt werden.
Diese 3 Aspekte von Körpersprache stehen in einem dynamischen Zusammenhang.
Zwischen diesen 3 Faktoren Körperhaltung, Blickkontakt und räumliche Beziehung besteht ein dynamischer Zusammenhang. Und es gibt eine kleine Faustregel, vor allem für berufliche Gesprächs-Situationen: je größer die räumliche Distanz ist, desto wichtiger wird Blickkontakt, um eine Verbindung herzustellen und zu halten.
Zum Beispiel, wenn du einen Vorschlag über eine größere räumliche Entfernung hinweg einbringen willst. Je geringer die räumliche Distanz ist, desto mehr entsteht das Bedürfnis, Körper und Blickkontakt auch mal vom Gegenüber abzuwenden. Sonst fühlt es sich möglicherweise schnell nach einem ‚zu privaten‘ Versuch an, Kontakt herzustellen.
Beobachte, wie sich Körper im Fahrstuhl zueinander verhalten.
Um dir diese Zusammenhänge nochmal ‚live‘ bewusst zu machen, beobachte bei nächster Gelegenheit das normale Verhalten von Leuten in einem Fahrstuhl. Wenn du allein mit dem Aufzug fährst, hast du den gesamten Raum für dich, kannst deine Blicke überall hinschicken.
Dann steigt eine zweite Person ein: sofort wird der Raum zwischen dir und der anderen Person aufgeteilt und ihr werdet wahrscheinlich versuchen, die größtmögliche Distanz herzustellen und gleichzeitig euren Raum zu wahren.
Danach steigen immer noch mehr Personen in den Fahrstuhl: mit jeder neuen wird es immer enger. Nun werden alle Personen die Arme so eng wie möglich am Körper halten, um möglichst wenig Gefahr zu laufen, in den Raum einer anderen Person einzudringen. Wahrscheinlich richten sich auch alle Blicke zunehmend auf die Fahrstuhltür hin aus, um den Blickkontakt soweit als möglich zu beschränken.
Finde deinen bewussten Umgang mit diesen 3 Aspekten von Körpersprache.
Körperhaltung, Blickkontakt und räumliches Verhalten sind 3 Aspekte deiner Körpersprache, auf die du leicht ‚Zugriff‘ hast. Dabei geht es nicht darum, diese Merkmale zu forcieren oder ‚auf Krampf‘ zu verändern: vielmehr darum, einen bewussten Umgang mit deiner Körpersprache zu finden. Du kannst sie für dich auf authentische Weise einsetzen und Gesprächs-Verläufe für dich angenehmer gestalten.
Probiere es aus: du wirst sehr schnell merken, was sich in der jeweiligen Kommunikations-Situation für dich passend und unterstützend anfühlt.