Netz-Funde 03
'The higher you go, the fewer women there are.'
- Wangari Maathai -
In den letzten Wochen hab ich so viel Spannendes im Netz gefunden - und auch eine Menge offline gelesen. Deswegen ist es jetzt wieder Zeit für eine Zusammenstellung meiner Highlights - was zum Lesen, zum Gucken und zum Hören.
Ich freue mich sehr, dass gerade so ein starker Fokus auf die berufliche und gesellschaftliche Sichtbarkeit von Frauen fällt. Doch jeder Artikel, jedes Buch und jedes Gespräch über aktuelle Problemfelder weist auch darauf hin, wieviel noch zu tun ist. Das Wichtige jetzt: nicht aufhören zu reden. Und jeden Tag auf Veränderungen hinwirken. Mögen unsere Stimmen zu einem immer größeren Chor werden.
Die Netzfunde 01 & 02 findest du übrigens hier und hier.
Roman-Empfehlung und 2 TED Talks
Eine Freundin hat mir Chimamanda Ngozi Adichies Roman 'Americanah' in die Hand gedrückt: ich habe ihn verschlungen. Literatur kann den Blick auf die Welt verändern. Dieses Buch hat das definitiv geschafft. Noch kein Roman hat mich so zum Nachdenken über Privilegien, Rasse und Rollenbilder gebracht. Danke für diese starke Stimme: ich werde mehr von ihr lesen. Und gehört habe ich sie mittlerweile auch schon: diese beiden TED Talks sind der Wahnsinn!
We Should All Be Feminists: Adichie erzählt, welche Erfahrungen sie zur Feministin gemacht haben, stellt grundsätzliche Fragen zum Verhältnis der Geschlechter und entwirft eine Vision, wie wir anders zusammenleben könnten. Und das alles mit grandiosem Storytelling - gleichermaßen aufrüttelnd und ja, unterhaltsam.
In ihrem Vortrag The Danger of a Single Story erklärt Adichie, wie eine 'einzige Geschichte', den Blick auf die Vielfalt von Lebensrealitäten verstellen kann - und warum das brandgefährlich ist. Ein Aufruf, über den Tellerrand hinauszuschauen und nach wirklichem Verständnis zu suchen.
Als zurückhaltende Sprecherin unter Rampensäuen
Steffi Schwarzack hat einen schönen Leitfaden geschrieben, was du tun kannst, um zwischen extrovertierten Sprechern und Rampensäuen nicht unterzugehen. Sie erklärt, was ein bestimmtes Sprechverhalten mit Status zu tun hat und gibt 4 Tipps, wie du dir auch als zurückhaltende Sprecherin Gehör verschaffst.
Strategische Tipps für die nächste Gehaltsverhandlung
Auf Fortunalista findest du einen super Artikel, falls die nächste Gehaltsverhandlung ansteht: Margarethe Honisch erklärt dir, wie du deinen Marktwert herausfindest und gibt dir eine Liste an Fragen an die Hand, wie du dich auf das Verhandlungsgespräch vorbereitest. Sie entlarvt schlechte Argumente, die deinen Chef nicht überzeugen werden und zeigt dir, wie du stattdessen strategisch um dein Gehalt argumentierst. Sehr hilfreich!
Wenn Lachen im Büro demütigen soll
Mit dem Lachen als Geste der Demütigung beschäftigt sich Jana Hensels Artikel auf Zeit Online: 'Sexismus im Büro ist eine alltägliche und ziemlich eingeübte männliche Kommunikationsform, die den Zweck hat, die eigene Macht zu sichern.' Der Artikel ist weniger eine Anleitung, wie mit dem höhnischen Lachen umzugehen ist, als vielmehr eine Beobachtung, die den Finger in die Wunde legt. Wie sehr, ist auch an den vielen erbosten Kommentaren abzulesen.
Wie Frauen zum Schweigen gebracht werden
Die Altertumswissenschaftlerin Mary Beard beschäftigt sich damit, wie Frauen methodisch zum Schweigen gebracht werden - und wie weibliche Stimmen schon vor Tausenden von Jahren negativ beschrieben und diskreditiert wurden. Diese Tendenz setzt sich bis heute fort. In einem Artikel in der FAZ von Birte Förster wird ihre Arbeit beschrieben und eine gerade sehr aktuelle Frage aufgeworfen:
'Um eine Zuhörerschaft zu überzeugen, sind eine ganze Reihe sozialer und kultureller Erwartungen zu erfüllen, die auch mit dem Körper verknüpft werden. Die Frage ist also: Was wird als normale Stimme und wer als Normalkörper wahrgenommen?'
Noch immer sind Frauen in Machtpositionen eine Ausnahme. Einfach 'Geduld zu haben', bis sich das ändert, ist keine Antwort. Deswegen: raus aus der 'schamhaften Stille': Wie Frauen zum Schweigen gebracht werden.
Eine Stimme, die zum Chor heranwachsen kann
Ebenfalls mit dem Schweigen und den Rechten der Ungehörten setzt sich Rebecca Solnit in ihrer neuen Essaysammlung 'Die Mutter aller Fragen' auseinander: 'Manchmal sind allein das Sprechenkönnen, Gehörtwerden und Glauben-geschenkt-Bekommen ausschlaggebend dafür, Teil einer Familie, einer Community, einer Gesellschaft zu werden.'
Solnit, der die Wortschöpfung 'mansplaining' zugeschrieben wird, beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Formen und Gründen weiblichen Schweigens und der Gewalt gegen Frauen. Steht auf meiner Leseliste. Zur Rezension von Silke Weber geht's hier entlang: Yes! Yes, we can!
Stark machen gegen die Pinkifizierung
Auf dem von mir sehr geliebten Blog MiMA von Indre Zetzsche gibt es ein Interview mit dem Chefredakteur von Pinkstinks, Nils Pickert.
Pinkstinks hat seit der Gründung des Vereins einiges im Kampf gegen Geschlechterklischees und sexualisierte Darstellungen in Werbung und Medien erreicht. Pickert erzählt, wo wir heute in Punkto Geschlechtergerechtigkeit stehen und warum das Thema vielfach als Luxusproblem wahrgenommen wird. Weiter genau hinschauen lohnt sich.
Leben und Arbeit durch gelungenes Patchwork verbinden
Karrieren und Lebensläufe durchlaufen einen permanenten Wandel. Viele Leute können oder wollen gar nicht in einem Satz auf die Frage antworten: 'Und, was machst du so?' Ich übrigens auch nicht - von daher bin ich Patchworkerin. Seit Neuestem gibt es für alle Patchwork-Arbeitenden 'die Plattform für das große Ganze'.
Ricarda Kiel und Alicia Metz haben sie ins Leben gerufen. Sie rücken damit alle Formen von Arbeitszusammenhängen ins Licht: auch jene, die verborgen und verschwiegen werden oder sich einer einfachen Zuschreibung entziehen. Für ein schönes und produktives Ausleben der verschiedenen Rollen, Träume und Tätigkeiten: Patchwork Arbeit.
Ohrwurm: Wie sexuelle Belästigung verhindert wird ...
Bei all den noch offenen Baustellen rund um Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle Belästigung, Rollenbilder und beruflichen Chancen für Frauen schwirrt mir manchmal der Kopf.
Da kommt dieses Lied gerade recht. Was zum Thema: und macht zugleich wahnsinnig gute Laune. Achtung, Ohrwurm-Gefahr! Sexual Harrassment Prevention Song. Lauren Mayer, you PsychoSuperMom, you rock!