Wie es dir nutzt, wenn du Mimik lesen lernst

 

Blogartikel Text: Marina Dessau & Beatrix Schwarzbach

 
 

Wann immer es um Kommunikation und Körperausdruck geht, dann kommt schnell die Sprache auf das Thema Mimik! Natürlich, denn die Mimik zählt zu den 5 wichtigen körperlichen Ausdrucksmitteln, die da sind (jeweils mit Verlinkungen zu weiterführenden Blogartikeln):  

1.    Körperhaltung & Körperspannung

2.    Gestik

3.    Position im Raum

4.    Blickkontakt

5.    Mimik

 

Mimik ist etwas ganz Besonderes.

Dabei nimmt die Mimik unter den körpersprachlichen Ausdrucksmitteln eine Sonderposition ein: Mimik ist etwas ganz Besonderes. Sie kann dir helfen, dich selbst und andere besser zu verstehen - und Dinge aus einem Gesicht zu lesen, die dem anderen Menschen gar nicht bewusst sind.

Deshalb haben viele Menschen den Wunsch, mehr über Mimik und ihre Wirkungsweise zu erfahren – und Mimik lesen zu lernen: „Einfach wissen, was da im Gesicht des Gegenübers gerade abgeht!“ Oder: „Ich will die eigene Mimik im Gespräch beeinflussen lernen!“ Schauen wir uns diese beiden, sehr verständlichen Wünsche rund um das Thema Mimik mal genauer an:

 

Die eigene Mimik aktiv zu beeinflussen, ist schwierig.

Wir alle schauen im kommunikativen Prozess in die Gesichter unserer Gesprächspartner:innen und ziehen Informationen daraus. Doch für viele ist es schwierig bis unmöglich, die eigene Mimik aktiv zu beeinflussen. Ganz anders als etwa die eigene Körperhaltung: Darauf haben mit ein wenig Bewusstsein die meisten Menschen einen guten Zugriff und können sie leicht verändern.

Viele Klient:innen sagen denn auch, wenn im Rhetoriktraining die Sprache auf das Thema Mimik kommt: „Ich kann nichts verbergen – man kann in meinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch!“ Oder: „Wenn ich sauer bin, dann sehen es mir die anderen sofort an.“ Oder: „Ich wünschte, ich hätte mehr so ein Pokerface.“

 

Mimik: zwischen Auskunftsstelle und Pokerface

Findest du dich da wieder? Dann bist du nicht allein! Wahrscheinlich fühlst du instinktiv, dass dein Gesicht eine Auskunftsstelle ist – und genau dieser Umstand kann verunsichern. Denn umgekehrt machst du ja auch die Erfahrung, dass du Informationen aus den Gesichtern deiner Mitmenschen lesen kannst. Deswegen ist der Wunsch nach einem wirkungsvollen Pokerface sehr verständlich. Du wirst aber sehen, dass es sinnvollere Wege gibt, mit Mimik umzugehen, als ein Pokerface aufzusetzen.  

Wahrscheinlich hast du schon jetzt eine diffuse Ahnung, worauf einzelne mimische Ausdrücke bei deinem Kollegen oder deiner Chefin hinweisen können. Zumal sich Mimik immer in Verbindung mit einem bestimmten Körperausdruck und der situativen Sprechweise äußert. Doch obwohl du Mimik schon jetzt unterbewusst stark wahrnimmst, kannst du vielleicht wenig davon bewusst nutzen und im Gesprächsprozess verwenden.

 

Mimik sicher lesen lässt sich lernen.

Dabei wärst du dir wahrscheinlich gerne sicher, ob der Kollege gerade unkonzentriert ist oder ihn deine letzte Äußerung verärgert hat, oder? Ob deine Chefin wirklich stolz auf das Team ist oder einfach nur freundlich? Mit ein bisschen Training wirst du genau einordnen können, was du da gerade im Gesicht deines Gegenübers siehst, denn: Mimik sicher lesen lässt sich lernen.

Aus einem bewegten Gesicht, aus der Mimik, kannst du Emotionen oder kognitive Vorgänge ablesen. Du kannst bewusst wahrnehmen, ob eine andere Person gerade traurig, nachdenklich oder sehr konzentriert ist, ob sie gerade sehr interessiert deinen Ausführungen lauscht oder eine Unterbrechung vorbereitet.

Fun fact dazu: In der Bevölkerung liegt die durchschnittliche Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, bei gerade mal knapp über 60%.

Sechzig Prozent! Das ist eine riesige Menge an Emotionen und mimischen Regungen, die den meisten Menschen da entgehen! Wie viele mimische Informationen und Gefühle rutschen da durchs Sieb? Wie viele Situationen könnten möglicherweise anders verlaufen, wenn Emotionen bemerkt, gedeutet und angesprochen werden?

 

Emotionen und ihr mimischer Ausdruck spielen in jedem Gespräch eine Rolle.

Und Emotionen spielen in jedem Meeting eine Rolle, in jeder Gesprächsrunde, bei Smalltalk, in jedem Jahresgespräch, in jeder Präsentation! Emotionen und ihr mimischer Ausdruck sind selbst dann mit im Spiel, wenn du dir vornimmst, besonders sachlich zu sein. Wenn du dir vor einer herausfordernden Gesprächssituation sagst: „Ich will mich in diesem Gespräch nur auf das Inhaltliche konzentrieren.“ Oder: „Emotionen sollten in der Beziehung zu dieser schwierigen Kollegin keine Rolle spielen.“

Wenn du Mimik lesen lernst, kannst du Emotionen erkennen und dadurch Menschen besser verstehen. Diese bewusst erlernte Fähigkeit, die Mimik anderer Leute zu lesen und ihre dahinter liegenden Emotionen zu erkennen, kann dir im privaten, wie auch im professionellen Umgang ein guter Kompass sein.

 

Mimik gibt dir Auskunft, was in der anderen Person vorgeht.

Ungezügelte Freude, Wut oder Trauer lassen sich in der Mimik meist eindeutig lesen. Deine Spiegelneuronen klinken sich dann bei der anderen Person ein und du spürst, was in ihr vor sich geht. Wenn eine Situation komplexer ist und jemand eine Emotion zurückhält, widersprüchlich empfindet oder sich einer inneren Regung selbst nicht bewusst ist, wird es komplizierter. 

Doch auch dann kannst du aus dem mimischen Ausdruck einiges ablesen: Gepresste Lippen, gehobene Augenbrauen und geblähte Nasenflügel sind gute Auskunftsgeber, wenn du bewusst in eine Kommunikationssituation hineingehst.

Ein freudiges Lächeln lässt sich so mit einem gezielten Blick von einem sozialen Lächeln unterscheiden. Und natürlich gibt es auch mimische Einwandsignale, auf die du für einen produktiven und respektvollen Austausch im Gespräch eingehen kannst. Diese Einwandsignale zu lesen und richtig einzuordnen, ist gerade rund um Verhandlungen oder Verkaufsgespräche sehr wichtig.

 

Mimik erzählt, was nicht gesagt wird.

Denn diese subtile Körpersprache gibt dir vor allem Aufschluss über das, was andere Menschen nicht sagen. Besonders in der Mimik finden die Emotionen statt, die sich nicht zurückhalten lassen: Der Teil der Mimik also, der sich nicht kontrollieren lässt. Das ist dann genau der Teil, der Menschen dazu bringt zu sagen: „Die anderen können in mir lesen wie in einem offenen Buch.“

Wenn das passiert, hast du es mit den sogenannten Mikroexpressionen zu tun, die in weniger als einer Sekunde übers Gesicht streifen. Sie geben Aufschluss über Spuren von Basisemotionen, wie Trauer, Angst, Ärger oder Freude.  

Jede einzelne Emotion hat überdies eine ganz spezifische Nachwirkzeit: Die Zeit, die eine Emotion braucht, bis sie abgeklungen ist. Wenn du diese Nachwirkzeit kennst, kannst du besser einschätzen, wieviel Zeit du deinem Gegenüber oder dir selbst geben solltest, um nach einer konfliktreichen Situation wieder an den Verhandlungs- oder Abendbrottisch zurückzukehren. In anderen Kommunikationssituationen kann es für dich hilfreich sein, auf wahrgenommene Emotionen gestisch oder verbal einzugehen.

 

Emotionen im Gespräch wahrnehmen und ansprechen

Wenn du etwa versteckte Trauer als Mikroexpression erkennst und ansprichst, kannst du ein offenes Ohr schenken und trösten. Unterdrückte Wut kannst du durch eine anerkennende Haltung abmildern. Und wenn sich wieder einmal vermeintlich unüberwindbare Argumentationen gegenüberstehen, kannst du durch diplomatisches Geschick und das Umschreiben der emotionalen Ebene eine angespannte Situation zumindest entschärfen.

Wenn du auch die feinen emotionalen Ausdrücke und kognitiven Prozesse in der Mimik erkennen und unterscheiden lernst, kannst du mit mehr Vorsicht und vor allem Nachsicht (Empathie, Wärme, Verständnis) mit anderen Menschen interagieren. Du kannst wie ein wohlwollender Spiegel sein und die andere Person da abholen, wo sie oder er sich emotional gerade befindet. 

 

Durch die Beschäftigung mit Mimik lernst du dich selbst besser kennen.

Und dann gibt es in der Beschäftigung mit Mimik diesen magischen Moment: Mit zunehmendem Mimik-Training findest du durch die Introspektion auch mehr über dein eigenes emotionales Innenleben, über deine Außenwirkung und auch über deine Interaktionsdynamiken heraus.

Du lernst dich selbst immer besser zu verstehen und ‚zu führen‘. Dir wird schneller bewusst, was du sonst häufig erst im Nachhinein in Worte fassen konntest: Erst nachdem eine Emotion durch dich hindurchgegangen ist und die Gedanken aufgewirbelt hat. Weil du deine Emotionen durch die Beschäftigung mit Mimik besser verstehen und einordnen lernst, kannst du früher gegensteuern, wenn es wirklich sein muss. Von innen nach außen.

 

Wenn du Mimik lesen kannst, brauchst du kein Pokerface.

Du erfährst durch die Beschäftigung mit Mimik mehr über das Wesen von Gefühlen und darüber, in welcher Wechselwirkung sie mit deinen Gedanken und deinem Handeln stehen. Deswegen brauchst du dann auch kein Pokerface mehr. Du hast etwas viel Besseres, wenn du Mimik verstehst und lesen kannst: emotionale Selbstführung. Weil du auch mit deinen eigenen Emotionen besser verbunden bist.

Wenn du dich mit Mimik beschäftigst und sie lesen lernst, wirst du dich und deine Mitmenschen besser verstehen. So entsteht durch das Wissen rund um Mimik wirkungsvolle Veränderung. Innen wie außen.

 
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