So sprichst du verständlich

 
 

Du sprichst verständlich, wenn bei den anderen auch ankommt, was du sagst. Auf diese einfache Formel kannst du das Thema ‚verständlich sprechen‘ bringen. Ich kann dir versprechen: Wenn du einige einfache Dinge beachtest, dann werden dich die anderen viel besser verstehen!

Oft sagen Klient:innen vor dem Rhetoriktraining: „Ich habe den Eindruck, dass meine Aussagen einfach nicht ankommen bei den anderen.“ Oder: „Ich bekomme ständig gesagt: Ich verstehe nicht, was du meinst. Was kann ich da machen?“ Oder: „Ich werde einfach nicht verstanden mit meinen Aussagen – woran kann das liegen?“

Manche beschäftigt auch sehr, dass die eigene Wortmeldung von der zuhörenden Gruppe einfach übergangen wird – während eine andere Person kurz darauf inhaltlich das gleiche sagt, verstanden wird und ankommt.

Das passiert, wenn du verständlich sprichst:

Verständlich zu sprechen ist wichtig, weil du nur dann wirkungsvoll Ideen einbringen kannst, die auch umgesetzt werden. Wenn du verständlich sprichst, werden deine Wortmeldungen prägnanter, deine Reden und Vorträge interessanter und du wirst dein Publikum sehr viel leichter in deinen Bann ziehen können. Ob in Rede oder Gespräch – Verständlichkeit ist Trumpf!

Doch wie geht das nun, verständlich sprechen? Es gibt 4 sehr einfache Merkmale von Verständlichkeit, die eine gute Leitlinie für dich sind. Auch wenn du nur einen Aspekt davon umsetzt, um verständlicher zu sprechen, wird sich schon viel ändern. Die 4 unterschiedlichen Punkte sind natürlich auch miteinander verbunden: jeder einzelne wirkt auf die anderen ein und bewirkt so, dass du besser verstanden wirst.

 

4 Leitlinien, um verständlicher zu sprechen

Gehen wir die 4 Punkte rund um Verständlichkeit miteinander durch:

1.      Einfach und prägnant sprechen ist wichtig, um verständlich zu sein.

Je nachdem, wo wie wann und zu wem du sprichst, wird sich dein Sprechen verändern, wirst du deine Inhalte etwas anders vermitteln. Verständliches Sprechen hat viel mit einfachem Sprechen, mit Zugänglichkeit zu tun.

Das bedeutet nicht, dass du nur simple, banale Zusammenhänge mit anderen teilst – ganz im Gegenteil! Denn es ist ein Zeichen von rhetorischer Stärke, auch komplizierte Zusammenhänge so zu vermitteln, dass die anderen Menschen sie verstehen.

Du kannst nur das erklären, was du selbst verstanden hast.

In der Regel kannst du auch nur die Zusammenhänge einfach erklären, die du wirklich bis in die Tiefe verstanden und durchdrungen hast. Das gilt im Besonderen auch für Wissenschaftler:innen oder Unternehmensberater:innen, mit denen ich im Training oft zu tun habe. Hier gilt es oft, umzudenken: Solange ‚im Elfenbeinturm‘ diskutiert wird, verstehen einander alle. Doch wenn dann z.B. vor interessierten Laien gesprochen werden soll, scheitern viele. Denn dann geht es darum, komplexe Themen einfach und dennoch fundiert herunterzubrechen.  

Um einfach und damit verständlich zu sprechen, verwende kurze Sätze. Vermeide Schachtelsätze. Wenn du Fremdwörter oder Fachbegriffe verwendest, dann erkläre sie auch.

Verständlich sprechen ist eine fürsorgliche Handlung.

Frag dich, welches Maß an Wissen rund um dein Thema die Zuhörer:innen haben. Wenn du einfach sprichst, handelst du im besten Sinne fürsorglich für dein Publikum: Du stellst sicher, dass auch wirklich alle ‚mitkommen‘ und teilhaben können; dass dich alle verstehen können.

 

 2.    Struktur und Ordnung machen’s verständlich!

Strukturiert sprechen ist so wichtig für Verständlichkeit! Ich bin überzeugt, dass du mit Struktur und Ordnung sehr viel in Richtung verständliches Sprechen bewegen kannst.

Rund um die besondere Bedeutung für Struktur gibt es eine Art ‚Merksatz‘ von Wilhelm Busch: „Er sagt es klar und angenehm, was erstens zweitens drittens käm.“

Hier stecken drei Parameter für verständliches Sprechen drin: Klarheit (Einfachheit), die Bedeutung der Sprechweise (angenehm) und dann noch die Strukturierung: erstens, zweitens, drittens. Natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, um etwas Gesprochenes zu strukturieren – mit so einer Aufzählung kommst du in Punkto Verständlichkeit jedoch schon sehr weit.

Strukturiert sprechen für bessere Verständlichkeit

Damit du strukturiert sprechen kannst, ist es wichtig, dass dein Gedankengang logisch und stringent ist. Das ist das, was wir in der Rederhetorik auch mit Redeaufbau oder Vortragsstruktur bezeichnen. Sicher sind strukturierende Elemente umso wichtiger, je länger du redest und je komplexer der Inhalt ist. Doch auch ganz einfache, kurze Redebeiträge profitieren enorm von einer schlüssigen Gliederung! Umgangssprachlich sagen wir dann: „Es gibt einen roten Faden!“

Wenn du beim Sprechen strukturierst, dann sagst du z.B. Dinge wie:

„Ich gehe nun auf 3 wichtige Punkte ein …“
„Ich fasse am Ende meines Vortrags noch einmal zusammen: …“
„Heute werde ich über XY sprechen – und Z ausklammern.“
„Kommen wir nun zum nächsten Thema …“

Durch Strukturierungen wissen die anderen, wo du bist - und können dir folgen.

Inhaltlich bringen dich diese Strukturierungen nicht unbedingt weiter – aber im Hinblick auf Struktur wissen deine Zuhörer:innen jeweils ganz genau, wo du gerade bist. Dadurch können sie dir folgen – und dich verstehen.

Um strukturiert zu sprechen, empfehle ich dir diese 3 Dinge:

Gib zum Beginn deiner Rede einen kurzen Überblick, warum und worüber du sprichst.

Gliedere deine weiteren Gedankengänge schlüssig und grenze einzelne Punkte klar voneinander ab. Das kannst du z.B. durch ein gesprochenes erstens, zweitens, drittens tun – mindestens aber über eine Pause, die du zwischen den einzelnen Redeabschnitten machst.

Eine kurze Zusammenfassung am Ende deiner Ausführungen bringt, gerade bei längeren Redeeinheiten, dem Publikum das Wichtigste noch einmal kompakt nahe. So kannst du sicherstellen, dass auch am Ende der rote Faden genau wahrzunehmen ist und für alle ‚das große Ganze‘ verständlich geworden ist.

 

3.    Anregend sprechen und Interesse wecken für mehr Verständlichkeit

Denk kurz über die Unterschiede zwischen geschriebener und gesprochener Sprache nach: Wenn du ein Buch liest, dann wurde der darin stehende Text schon lange (manchmal schon Jahrhunderte früher) vorher geschrieben. Der:die Autor:in kann also nicht mehr auf dich, deine momentane Gefühlslage, deine aktuellen Fragen im Heute eingehen. Ein Text ist festgeschrieben.

Als Sprecher:in hingegen hast du in einer Sprechsituation viel Gestaltungsfreiheit. Du kannst und solltest auf deine Zuhörer:innen eingehen, ihre Fragen, Interessen und Emotionen erspüren, deine Worte auf ihr Wissen hin ausrichten.

Für jede Zielgruppe ist etwas anderes verständlich.

Ob du für dein jeweiliges Publikum verständlich sprichst, hängt vom Alter, vom Vorwissen, von den Erwartungen ab. Je nachdem, wen du bei deinem Vortrag vor dir hast, wirst du einen anderen Aufbau, andere Bilder und Beispiele verwenden.

Du sprichst anregend, wenn du deine ‚Geschichte‘ (Storytelling) auf dein Publikum hin fokussierst; wenn du Vergleiche verwendest, die aus der Lebenswelt deiner Zuhörer:innen kommen. Gerade bei vermeintlich ‚trockenen‘ Inhalten (z.B. in Informationsreden) ist das besonders wichtig.

Sprich, damit deine Leute denken: “Ja, das verstehe ich!”

Geh auf deine Zuhörer:innen ein und ‚hole sie ab‘. Mach es ihnen leicht, dass sie dir ein ‚inneres Kopfnicken‘ schenken können. Dass sie denken können: „Ja, das verstehe ich.“ Das schaffst du, wenn du deine Worte mit der Lebenswelt deiner Zuhörer:innen verbindest. Und die ändern sich dann möglicherweise von Publikum zu Publikum, weil du in den unterschiedlichen Sprechsituationen jeweils andere Leute vor dir sitzen hast.

(Rhetorische) Fragen und Ausrufe können dein Sprechen ebenso lebendig gestalten wie direkte Rede. Auch Wiederholungen und Formulierungen aus der Perspektive deiner Zuhörer:innen können sehr wirkungsvoll sein und dein Sprechen noch verständlicher machen.

Verständlich-Sein orientiert sich immer an den anderen.

Spätestens hier ist sicher auch klar: Es geht immer um ein ‚verständlich-machen für jemanden‘. Verständlichkeit ist immer orientiert an dem Gegenüber, an den anderen. Dein Sprechen existiert nicht im leeren Raum – es dient dazu, Verbindungen zu schaffen, Verständigung, Verständnis.

 

4.    Die Sprechweise: WIE verständliches Sprechen klingt

Jetzt geht es darum, wie du deinem Gegenüber deine Inhalte vermittelst. Wie es klingt, was zu hören ist, wenn du sprichst. Um deine Verständlichkeit beim Sprechen zu erhöhen, hast du verschiedene auditiv wahrnehmbare ‚Gestaltungsmittel‘ zur Verfügung.

Deine Stimme und die Stimmlage, die Artikulation und die Betonung, Lautstärke und Sprechmelodie: Sie alle wirken darauf ein, wie verständlich dein Sprechen ist. Alle Bereiche wirken zusammen und sind eng miteinander verbunden. Ein paar Hintergrundinformationen dazu:

Gesunde Stimme und verständliches Sprechen hängen zusammen.

Dass deine Stimme gesund und funktionsfähig ist, ist eine wichtige Grundvoraussetzung für einwandfreies und verständliches Sprechen. In dem Zusammenhang ist es auch sinnvoll, dass du eine Wahrnehmung für deine physiologisch richtige Stimmhöhe entwickelst. Sie liegt im oberen Teil des unteren Drittels deines Stimmumfangs. In dieser Stimmlage kannst du mit geringem Kraftaufwand und auch lange anhaltend mühelos, ausdauernd und kräftig reden. Es ist leicht, dir zuzuhören – und andere verstehen dich dadurch besser.

Das ist auch insofern wichtig, da Spannung und Entspannung beim Hören ‚ansteckend‘ wirken: deine eigene stimmliche Angespanntheit und Überhöhtheit überträgt sich also auf deine Hörer*innen. Das kann zu Unruhe führen, so vermehrtem Räuspern und zum innerlichen Abschalten. Dann kommt leider nichts mehr an, was du auf der verbalen Ebene mitzuteilen hast.

Verständlich sprechen. Rhetoriktraining.png

Wenn du deutlich sprichst, wirst du besser verstanden.

Unter Artikulation verstehen wir die Deutlichkeit der Aussprache. Dabei gilt folgender Grundsatz: Wenn du deutlich und weniger laut sprichst, bist du besser zu verstehen, als wenn du laut und undeutlich sprichst. Deutliche Aussprache lässt sich üben.

Wenn wir uns mit Betonung beschäftigen, dann werfen wir zuerst einen Blick darauf, was durch eintöniges (also monotones) Sprechen passieren kann. Monotones Sprechen setzt deine Verständlichkeit herab und verringert deine Glaubwürdigkeit als Sprecherin. Und dann führt es natürlich auch dazu, dass die Zuhörer*innen während deines Sprechens abschalten.

‚Gute Redner*innen‘ zeichnen sich immer durch eine besonders variable Betonung aus. Da können wir sogar über kleine ‚Fehler‘ hinwegsehen, wie eine leicht verkrampfte Haltung oder einen nicht ganz so strukturierten Redeaufbau. Der Grund dafür ist, dass wir variabel betonende Sprecher*innen als engagiert wahrnehmen: von ihnen lassen wir uns lieber überzeugen und informieren.

 

Verständliches Sprechen ist einfach, strukturiert, anregend und es ‘klingt’.

Verständliches Sprechen besteht also aus vielen verschiedenen Merkmalen: Es ist einfach, strukturiert, anregend und es ‚klingt‘. Keine Angst, du musst dich nicht beim Sprechen auf jeden einzelnen Punkt konzentrieren.

Es hilft schon sehr viel, wenn du dir bei der nächsten öffentlichen Sprechsituation vornimmst, eine kleine Sache zu verändern. Das kann sein, dass du mit strukturierenden Einschüben arbeitest, um deinem Publikum einen besseren Überblick zu geben. Oder du achtest besonders auf deine Pausensetzung und dass du dadurch auch eine bessere Beziehung zu deinen Zuhörer:innen aufbaust.

Kleine Schritte bewirken viel auf dem Weg zum verständlichen Sprechen. Damit ist es eine wunderbare Möglichkeit, um eine gute und lebendige Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen – und wirklich verstanden zu werden.  

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