Wie du auch in Videokonferenzen körperlich präsent bist
Seit jetzt schon anderthalb Jahren arbeiten viele von uns verstärkt im Homeoffice. Wer da die Verbindung zu den Kolleg:innen halten will, sitzt meist auch viel in Videokonferenzen. Manche meiner Kund:innen haben 2, andere sogar bis zu 7 virtuelle Meetings pro Tag. Das sind Stunden und Stunden, die vor dem Bildschirm verbracht werden. Viel Zeit, in der in einen rechteckigen Kasten hineingesprochen wird – oft mit Bildern, manchmal auch ohne.
Wir alle ‚können‘ jetzt Videokonferenzen auf der einen Seite: Es klappt immer schneller und zuverlässiger, dass Mikrofon und Video eingeschaltet sind und alle einander verstehen. Die meisten finden nun auch auf Anhieb die Chatfunktion und können zwischen verschiedenen Ansichten wechseln. Auch das digitale ‚Daumen-hoch‘ als Reaktion sitzt.
Schaltet dein Körper im digitalen Raum ab?
Doch auf der anderen Seite beobachte ich, dass viele sich im ‚digitalen Raum‘ auch sehr viel mehr zurücklehnen, sehr viel weniger körperlich beteiligt sind. Die Bedeutung von Körpersprache in der Videokonferenz wird vernachlässigt und aus dem Blick verloren.
Das führt dazu, dass viele auch zurückhaltender mit ihren Wortmeldungen sind; also tatsächlich weniger sagen, weniger beitragen. Und wer weniger sagt, wird natürlich auch weniger wahrgenommen und gehört.
Es gibt einen großen Zusammenhang zwischen körperlicher Präsenz, deiner Körpersprache und wirkungsvollem inhaltlichen Engagement in der Videokonferenz. Denk einmal daran, wie es sich körperlich anfühlt, wenn du ‚wirklich etwas sagen‘ willst: Wahrscheinlich sitzt du dann auf der vordersten Stuhlkante, da ist eine große Spannung in deinem ganzen Körper und du wartest nur auf den richtigen Moment, endlich zu Wort zu kommen.
Zuhören in Videokonferenzen: bequem zurückgelehnt oder passiv?
Wenn du hingegen in der Videokonferenz mehr aufs Zuhören ausgerichtet bist, wirst du dich körperlich eher zurücklehnen, es dir etwas bequemer auf dem Stuhl einrichten und ‚die anderen machen‘ lassen. Zuhören und etwas-Sagen gehen meist mit etwas anderen Körperhaltungen, mit anders gespannten Körpern, einer anderen Körpersprache einher.
Das ist auch total okay, wenn es eine bewusste Entscheidung ist; wenn du für jede Videokonferenz mit deiner Körpersprache genau austarierst: ‚Jetzt sage ich etwas‘ versus ‚Jetzt höre ich zu.‘
Doch vielen passiert es gerade in Videokonferenzen, dass die körperliche Präsenz und damit die ganze Körpersprache eher auf ‚Zuhören‘ gestellt ist und sie dann weniger schnell dazu kommen, auch etwas zu sagen. Und so zieht dann das Meeting langsam an ihnen vorbei – und die präsenteren Kolleg:innen haben sich wieder ins deutlich bessere Licht gerückt.
Achte auf deine Körpersprache in Videokonferenzen.
Also: Bei Videokonferenzen passiert es besonders leicht, dass du in eine passive Rolle hineinfällst und deine ganze Körpersprache eher weniger Beteiligung ausstrahlt. Du nimmst unbewusst eine Körperhaltung und Ausrichtung ein, die nicht optimal für eine aktive Gesprächsbeteiligung ist.
Das ist auch leicht erklärbar: Schließlich sind wir alle das auch von anderen Arten des Medienkonsums gewöhnt. Mach dir mal bewusst, wie du abends deine Serie vor dem Bildschirm verfolgst. Wahrscheinlich sitzt du in einer sehr bequemen, zurückgelehnten Haltung auf deinem Sofa.
Körpersprachlich offen, präsent und aktiv in der Videokonferenz
Im Gegensatz dazu solltest du alles tun, um bei einem Videomeeting mit deiner ganzen Körpersprache so aktiv, offen und präsent wie möglich rüberzukommen.
Während du zwar in Jogginghosen vor dem Rechner sitzen kannst, weil dieser Teil deiner Wirklichkeit nicht übertragen wird, solltest du ‚obenrum‘ auf ein besonders hohes Maß an Präsenz in deiner Körpersprache hinarbeiten. Das bedeutet auf der einen Seite: körperlich, aber natürlich auch von der Wahl des Outfits her.
Wähle ein Outfit, das deine Kompetenz auch in der Videokonferenz unterstreicht.
Es ist auf jeden Fall eine richtige Entscheidung, auch bei Videomeetings auf ein Outfit zu achten, das dich seriös, kompetent und kraftvoll erscheinen lässt. Eine schicke Bluse, ein Jackett, ein etwas feiner fließendes T-Shirt: Alles, was auch die äußerlich sichtbaren Zeichen auf Business stellt, ist bei Videokonferenzen mit mehreren Leuten eine gute Wahl.
Optimale Körperhaltung für die Videokonferenz
Achte außerdem auf ein hohes Maß an körperlicher Präsenz deiner Körpersprache in der Videokonferenz. Das beginnt damit, wie du deinen Körper auf dem Stuhl hältst. Folgende Ausgangsposition ist dabei zu empfehlen: Setz dich gerade hin und stelle beide Füße in einem etwa hüftbreiten Abstand auf dem Boden ab.
Der Winkel von Unter- zu Oberschenkel sollte etwa 90 Grad betragen. Achte weiters darauf, dass der Oberkörper gerade aus dem sitzenden Unterkörper hervorwächst: Das bedeutet möglicherweise, dass du dich eben nicht mit dem Rücken an die Stuhllehne anlehnst.
Deine Schultern sollten gerade sein und nicht nach vorne zusammenfallen. Das passiert etwa schnell, wenn du dich vorne auf dem Tisch aufstützt.
Es hilft außerdem, wenn du dir einen dir eingebauten ‚inneren Scheinwerfer‘ im oberen Brustbereich vorstellst. Schalte ihn (in Gedanken) an und strahle damit in die Welt hinaus: Wenn du das machst, gehen die Schultern ganz automatisch ein Stückchen zurück und die Aufrichtung im Brustbereich verstärkt sich. Du siehst: Körpersprache und präsenter Auftritt haben auch in Videokonferenzen so eine wichtige Bedeutung.
Dein Körper braucht Bewegungsfreiheit im Videomeeting.
Von dieser aufgerichteten Körperhaltung ausgehend verschaffe dir nun etwas Bewegungsfreiheit nach vorne hin. Das bedeutet, dass du nicht mit deinem Oberkörper an der Tischkante ‚klebst‘ oder deine Arme auf dem Tisch aufliegen, sondern dass da noch ein bisschen Luft zwischen deinem Oberkörper und der Tischkante ist.
So kannst du mit leichten Bewegungsveränderungen in der Videokonferenz arbeiten: etwa, indem du dich mehr nach vorne lehnst, wenn du etwas sagen willst.
Im Idealfall sorgt diese Körperhaltung auch dafür, dass Gestik möglich ist. Mit Gestik sind alle Arm- und Handbewegungen beim Sprechen gemeint. Gestik unterstützt dich beim Sprechen in allen Situationen, also auch in Videokonferenzen, deinen Punkt klar rüberzubringen. Sie hilft dir beim Sprechdenken (also wirklich beim Denken, während du sprichst) und sie hilft auch den anderen Menschen dabei, dich besser zu verstehen. Und das auch, wenn sie in der Videokonferenz einfach nur deinen durch Gestik rhythmisch mitbewegten Oberkörper sehen.
Gestik einsetzen, aber nicht vor der Kamera herumfuchteln.
Gestik sollte bei Videokonferenzen nicht zu nah an der Kamera stattfinden, da du ja nicht vor der Kamera ‚herumfuchteln‘ willst. Aber allein, wenn du deinen Körper in eine Position bringst, in der Gestik möglich ist, auch wenn die anderen sie nicht in allen Einzelheiten sehen, tust du schon viel für dein eigenes Sprechen – und dafür, dass andere Menschen dich bei Videokonferenzen auch besser verstehen.
Wie dir sicher schon aufgefallen ist, kommt auch der Mimik bei Videokonferenzen eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Mimik ist auch in Präsenzsituationen das körperliche Ausdrucksmittel, von dem wir abzulesen versuchen, wie andere Menschen gestimmt sind, wie es ihnen gerade geht, welche Emotionen sie in einen Kommunikationsprozess mitbringen. In Live-Situationen sind natürlich auch die anderen körpersprachlichen Ausdrucksmittel wie die Position im Raum oder auch der Blickkontakt besonders aufschlussreich.
Mimik in der Videokonferenz: gut ausgeleuchtet
Bei Videokonferenzen ‚zoomt‘ sich, im wahrsten Sinne des Wortes, viel auf die Mimik zusammen: Egal, wie die Leute ihre Kamera eingestellt haben, wieviel von ihrem Kopf und Körper jeweils zu sehen ist – am deutlichsten wird die Mimik für dich erkennbar sein. Deswegen schau darauf, dass auch die anderen dich und dein Gesicht, sowie seine Ausdrucksveränderungen, besonders gut sehen können.
Richte deinen Computer so ein, dass du genug Licht von vorne und von der Seite im Gesicht hast. Gegenlicht ist nicht ideal: Das hättest du, wenn dein Bildschirm vor einem Fenster postiert ist. Achte vielmehr darauf, dass du etwas Licht von beiden Seiten (links und rechts ins Profil; Seitenlicht) und auch von vorne bekommst. So ist dein Gesicht in Videokonferenzen gut ausgeleuchtet und deine Mimik ist für andere optimal erkennbar.
Vorteile und Nachteile von Videokonferenzen
Videokonferenzen haben viele Vorteile: Wir alle sparen Wegzeiten, die wir ansonsten rund um das Meeting mit Hin- und Rückweg verbracht hätten. Wir können mit Menschen auch über große Distanzen hinweg zusammenarbeiten; und das auf eine Weise, dass es möglichst sicher und gesundheitsförderlich ist.
Doch Videokonferenzen haben natürlich auch Nachteile: Wir alle bekommen die körpersprachlichen Reaktionen unserer Gesprächspartner:innen nicht mehr so direkt mit, das Gefühl von Verbundenheit kann beeinträchtigt sein und wir alle tendieren dazu, vor dem Bildschirm körperlich ‚abzuschalten‘ und dann weniger engagiert und eloquent aufzutreten.
Immer wieder aufs Neue in Videokonferenzen mit dem ganzen Körper präsent sein.
Deswegen ist es so wichtig, dass du dich bei jeder Rede- und Gesprächssituation per Video, in jeder Videokonferenz aufs Neue, daran erinnerst, körperlich präsent zu sein. Körpersprache ist so ein wichtiges Gestaltungsmittel in Videokonferenzen: Ich wünsche mir sehr, viel mehr aktive, wache Körper vor dem Bildschirm zu sehen.
Also nochmal zusammengefasst, was du rund um Körpersprache in Videokonferenzen tun kannst: Du richtest deinen Körper auf, bringst deine Hände in eine Position, in der sie ‚mitsprechen‘ können und machst dich durch eine optimale Beleuchtung für die anderen ‚sichtbar‘.
Du wirst merken, dass du durch die körperliche Präsenz in Videokonferenzen auch viel mehr inhaltliches Engagement vermitteln, auf den Punkt kommen und andere für deine Themen begeistern kannst.